Pater Martin Stark neben der neuen bargeldlosen Spendensäule © Marcus Schlaf
Die Deutschen lieben ihr Bargeld: Laut Bundesbank hat 2023 die Hälfte der Bürger noch bar bezahlt. Aber Kartenzahlung wird immer beliebter! Wie aus einer Statistik der Deutschen Kreditwirtschaft hervorgeht, ist der Anteil der Zahlungen mit Plastikgeld zuletzt um elf Prozent gestiegen. Kein Wunder, denn gerade an vielen Orten in München kann man nur noch mit Karte bezahlen. Vom SAP Garden bis zur Alten Utting heißt es: Cards only! Und auch traditionsreiche Häuser gehen mit der Zeit: Sogar manche Kirchen akzeptieren neuerdings Kartenzahlung für die Spendensammlung.
In der Gastronomie ist die Karte eh schon längst Standard. „Für die meisten Gaststätten ist einfach bequemer“, sagt der Vorsitzende der Münchner Innenstadtwirte, Gregor Lemke. „Wenn die Kellner am Schichtende lange das Geld zählen müssen, ist das einfach umständlich.“ Auch zusammenzurechnen, was im Klingelbeutel so drin ist, dürfte etwas länger dauern. Deshalb gehen manche Kirchen mit der Zeit und bieten Kartenzahlung an. Eine davon ist die Münchner Jesuitenkirche St. Michael.
Kirchenrektor Pater Martin Stark steht stolz neben der neuen bargeldlosen Spendensäule, die erst seit Kurzem in Betrieb ist. Diskutiert hat die Kirchenverwaltung über das Gerät schon länger: „In allen großen europäischen Kirchen, auch in New York, gibt es mittlerweile die Möglichkeit, ganz einfach mit Karte zu spenden. Da wollten wir nachziehen.“ Bargeldliebhaber können aufatmen: Die klassischen Opferstöcke bleiben in der Kirche, die Säule ist nur als Alternative geplant.
Hierzulande hängt man trotzdem noch am Bargeld. Vor Corona wurde in den Gaststätten der Innenstadt noch zu 70 Prozent bar bezahlt. Üblicherweise wird bei allen Münchner Innenstadtwirten sowohl Bares als auch Karte akzeptiert. Allein schon, weil die Abrechnung für die Wirte vor allem über Kreditkarten teurer ist als die Barzahlung. „Ob die Gäste bar oder mit Karte zahlen, hängt stark von der Jahreszeit ab“, berichtet Lemke. „Im Sommer, wenn viele Touristen da sind, wird zu 80 Prozent mit Karte bezahlt, sonst geht es eher Richtung fifty-fifty.“
Auch Pater Stark sagt, vor allem Touristen hätten in den vergangenen Jahren nach einer bargeldlosen Zahlungsform gefragt. „Gemeinsam mit dem Dom haben wir jetzt also zwei Geräte einer Berliner Firma auf Probe geleast. Der Vertrag läuft bis Januar.“ In der Frauenkirche sucht der geneigte Spender allerdings noch vergeblich nach dem Spendenautomaten, die Verwaltung will ihn erst demnächst aufstellen.
In St. Michael beträgt der Mindestbetrag für eine Spende am bargeldlosen Opferstock einen Euro, nach oben ist die Summe nicht gedeckelt. Nach der Auswahl des Betrags verläuft die Bezahlung wie an der Supermarktkasse kontaktlos. Der Pater hofft, dass hohe Spendensummen dazu beitragen, die wachsenden Kosten für die Kirche zu stemmen.
Ob die bargeldlose Säule dabei helfen wird, ist noch ungewiss: „Von unserem Präsenzdienst in der Kirche habe ich gehört, dass die neue Säule von den meisten Besuchern bisher nur bestaunt wird“, so der Jesuit. „Am Ende des Leasingvertrags im Januar werden wir ausloten, ob sich’s gelohnt hat. Dann entscheiden wir über den dauerhaften Kauf der Säule.“
In China ist man noch einen Schritt weiter beim bargeldlosen Zahlungsverkehr. Dort kann man sogar Bettlern bargeldlos Spenden zukommen lassen.
CHF, GW, HJU