Umweltreferentin Christine Kugler.
Oberbürgermeister Dieter Reiter.
Seit Juni gilt ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde auf einem Teil der Landshuter Allee. © Schmidt (2), dpa
Diese Schilder haben entlang der Landshuter Allee bisher für wenig Entlastung gesorgt. Können sie also bald wieder abmontiert werden?
Auf der Landshuter Allee drohen weitere Fahrverbote für Diesel-Autos. Denn: Das Tempo-30-Limit, das hier seit Anfang Juni gilt und den Diesel-Bann eigentlich verhindern soll, hat die Luftqualität kaum verbessert. Wie das Referat für Klima- und Umweltschutz auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, lagen die Messwerte im Zeitraum vom 1. Januar bis 15. September bei 42 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft. Erlaubt sind aber nur 40. Zwar sei eine Aussage zur Wirksamkeit des Tempolimits vor Jahresende nicht möglich, so das Referat. Fakt ist aber: Im Vorjahr lagen die Werte im gleichen Zeitraum (wie dann auch im gesamten Jahr) bei 45 Mikrogramm. Die Wirkung des Tempolimits verpufft also.
Der Stadtrat hatte am 24. April beschlossen, auf einem 2,5 Kilometer langen Teilstück der Landshuter Allee – zwischen Parkharfe am Olympiastadion und der Arnulfstraße/Auffahrt Donnersbergerbrücke – Tempo 30 einzuführen. Auf der Landshuter Allee galten bis dahin 60, zum Teil 50 Stundenkilometer.
Weil die Luftwerte an der Landshuter Allee seit Jahren die EU-Vorgaben nicht einhalten, hatte der Stadtrat bereits 2022 einen Stufenplan beschlossen. Die erste Stufe war im Februar 2023 gezündet worden: Seitdem dürfen alle Euro-4-Diesel nicht mehr auf und innerhalb des Mittleren Rings (Umweltzone) fahren. Ausnahmen gibt es für Handwerker, soziale Dienstleistungen und Anwohner.
Die für Oktober 2023 geplante zweite Stufe des Fahrverborts, von der Euro-5-Diesel betroffen gewesen wären, wurde wegen günstiger Prognosen ausgesetzt. Da die Luftwerte am Jahresende dennoch über der EU-Grenze lagen, hatte der Verwaltungsgerichtshof die Stadt dazu verdonnert, weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Umweltreferentin Christine Kugler hatte vor der Entscheidung im April für weitere Fahrverbote geworben, OB Dieter Reiter (SPD) hatte argumentiert, dass es unverhältnismäßig sei, wegen einer geringen Überschreitung an einzelnen Messstellen ganze Straßenzüge zu sperren. In München gibt es aktuell rund 50 000 Euro-5-Diesel. Reiter hatte im Sommer aber auch angekündigt, das Tempolimit noch mal zu prüfen – wenn Zahlen vorliegen.
Pikant zudem: Bereits im April hatte die Verwaltung verschiedene Prognosen erstellt, welche Auswirkungen einzelne Maßnahmen auf die Luftwerte haben würden. Ergebnis: Wenn die Stadt nichts unternimmt und lediglich darauf setzt, dass nach und nach neuere Diesel mit weniger Schadstoffausstoß gefahren würden, dann würden die Stickoxidwerte bei 42 Mikrogramm landen. So wie jetzt also – mit Tempolimit.
SASCHA KAROWSKI