INTERVIEW

Wie gefährlich ist Corona noch?

von Redaktion

Covid-19 und Influenza: Münchner Experte Spinner klärt über Viren und Impfung auf

Corona ist wieder allgegenwärtig. Auch wenn die erwartete Wiesn-Welle den Messwerten des bayerischen Abwassermonitorings zufolge heuer wohl niedriger ausgefallen ist als 2023 (siehe Kasten): Fast jeder kennt jemanden, der kürzlich flach lag oder noch krank ist. Welche Gefahr geht noch von diesem Virus aus? Wir haben mit Prof. Christoph D. Spinner, Infektiologe am TUM Universitätsklinikum rechts der Isar darüber geredet.

Wie hat sich das Corona-Virus entwickelt? Ist es noch gefährlich?

SARS-CoV-2 ist die Ursache von COVID-19 und kann insbesondere bei älteren und kranken Menschen schwere Verläufe verursachen. Auch jüngere Menschen leiden derzeit vermehrt an fieberhaften Atemwegsinfektionen. Etwa jeder Vierte bis Fünfte davon ist ursächlich an COVID-19 erkrankt. Nach wie vor gilt: COVID-19 gefährdet vor allem Risikogruppen, insbesondere Menschen über 60 Jahren, Personen mit Erkrankungen, die das Immunsystem beeinflussen, oder beispielsweise auch Patientinnen und Patienten, die gerade eine Chemotherapie gegen Krebs erhalten.

Viele Leute sind in Sachen Impfung verunsichert: Wer sollte sich noch einmal impfen lassen? Und wer nicht?

Die Haltung der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts ist hier ganz klar: Wer ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf hat, also über 60 Jahre alt oder chronisch erkrankt ist –, insbesondere bei Erkrankungen, die das Immunsystem betreffen – sollte sich saisonal boostern, also seinen Impfschutz jedes Jahr auffrischen lassen. Eine allgemeine Impfempfehlung gibt es für Menschen, die bereits drei Mal mit dem Virus in Kontakt gekommen sind – egal ob durch Erkrankung oder Impfung – nicht mehr. Dennoch reduziert die Impfung die Wahrscheinlichkeit einer Infektion um etwa 50 Prozent.

Muss ich mich noch regelmäßig testen?

Das ist im Allgemeinen nicht mehr erforderlich. Wenn Sie krank sind, bleiben Sie besser zu Hause, bis Sie genesen sind – Ihre Mitmenschen werden es Ihnen danken, weil Sie Ihre Infektion dann nicht weitergeben. Ein Antigen-Test kann bei einem Verdacht hilfreich sein, um eine SARS-CoV-2-Infektion zu bestätigen. Dabei ist eine rechtzeitige Diagnose, möglichst innerhalb der ersten fünf bis sieben Tage, entscheidend. Bei Menschen, die ein erhöhtes Risiko schwerer Verläufe haben, kann man dann ggf. über spezifische SARS-CoV-2-Therapien nachdenken.

Was tun bei einer Infektion? Wenn ich Corona habe: Sollte ich mich dann noch immer isolieren?

Alle viralen Atemwegserreger sind leicht übertragbar. Als Faustregel gilt, dass man ein paar Tage nach Genesung oft noch ansteckend ist. Daher empfehlen wir grundsätzlich, dass sich Menschen mit Atemwegsinfektionen zu Hause auskurieren sollen, bis sie gesund sind. Wenn Sie doch aus dem Haus müssen, etwa weil ein Arztbesuch erforderlich ist und Sie dazu vielleicht sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssen, freuen sich sicher alle, wenn Sie dabei eine Maske zum Schutz Ihrer Mitmenschen tragen.

Wann beginnt die Grippe-Welle?

Die Zahl der Infektionen mit der echten Grippe (Influenza) steigt meist erst Ende des Jahres im Dezember und zieht sich dann in den Januar und Februar hinein. Daher ist es gerade jetzt sinnvoll, dass sich Menschen mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf durch COVID-19 oder Influenza den doppelten Impfschutz holen.

Wer sollte sich gegen Grippe impfen lassen?

Die STIKO empfiehlt eine saisonale Influenza-Schutzimpfung, ebenso wie einen COVID-19-Booster für Menschen über 60 Jahre, pflegende Angehörige und Menschen im Umfeld von chronisch kranken Personen – insbesondere, wenn Erkrankungen vorliegen, die das Immunsystem beeinflussen.


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