Sieben Jahre Haft für Dauer-Betrüger

von Redaktion

120 000 Euro Beute: Rapper zockte mit einer Bande gutgläubige Senioren ab

Der Angeklagte wurde gestern mit Fußfesseln zum Prozess geführt. Er hatte Zeugen unter Druck gesetzt. © Sigi Jantz

Diesem Gangster wurde das Handwerk gelegt: In seinen Musik-Videos wird mit Kokain gedealt, Gewalt verherrlicht und vieles mehr. Ganz wie in Alper G.s wirklichem Leben. Das Strafregister des 31-Jährigen aus Nordrhein-Westfalen ist lang. Von Körperverletzung, Unterschlagung über Drogenmissbrauch bis hin zu Morddrohungen ist alles dabei. Sogar vor dem Münchner Landgericht droht er noch einem Zeugen: „Pass auf, was du sagst, du Hurensohn, ich weiß, wo deine Familie wohnt.“ Den Staatsanwalt bezeichnet er als „hässlichen Vogel“.

Vor der großen Strafkammer war G. angeklagt wegen groß angelegten Callcenter-Betrugs. Dabei gaben sich Anrufer von der Türkei aus als Polizisten aus und prellten mehrere Senioren um ihr Erspartes. Sie überzeugten die älteren Leute, dass entweder ein Einbruch bei ihnen bevorstünde oder ihre Bank sie betrügen wolle. Die falschen Polizisten überredeten die Rentner, ihre Wertsachen einem Abholer auszuhändigen. In den vier konkreten Fällen, mit denen G. in Verbindung gebracht wird, ging es um mehr als 120 000 Euro.

G. hatte bei der Betrugsmasche die Funktion des „Logistikers“. Das war nach seinen eigenen Aussagen eine Führungsperson, die die Geldübergabe organisierte und die Abholer der Wertsachen zum Teil rekrutierte. Dabei half ihm seine „Berühmtheit“ als Gangsterrapper „Tatverdacht“. Das Callcenter war bei einer Razzia in der Türkei aufgeflogen und Alper G. wurde nach zehn Monaten auf der Flucht festgenommen. In Deutschland war noch eine Bewährungsstrafe offen. G. zeigte sich zwar geständig, aber „reichlich spät“, wie die Staatsanwaltschaft bemerkte. Sie forderte über elf Jahre Haft für Alper G. Sein Rechtsanwalt plädierte für eine „milde Strafe“. Das Gericht verurteilte ihn wegen Amtsanmaßung und gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu sieben Jahren Haft und zog knapp 24 000 Euro seines Vermögens zur Wiedergutmachung ein.
GW

Artikel 1 von 11