Überraschender Wechsel: Delija Balidemaj schließt sich der CSU an.
Gleichstand im Plenum: CSU und Grüne haben nun jeweils 23 Stadtratsmandate. © klaus haag
Spektakulärer Wechsel im Rathaus: Der Grünen-Stadtrat Delija Balidemaj (56) ist zur CSU übergelaufen. Die Grünen sind sauer und bezeichnen die Hauruck-Aktion als „sehr schlechten Stil“.
Der gebürtige Montenegriner Balidemaj lebt seit 25 Jahren in München. Er war erst im Juli 2023 für Bernd Schreyer in den Stadtrat nachgerückt. Nun verließ er die Öko-Partei, weil er sich bei den Themen Migration und innere Sicherheit nicht mehr mit seiner Fraktion identifizieren konnte.
Der städtische IT-Angestellte sagte unserer Zeitung: „Mein Eindruck war, dass sich die Grünen zu stark auf neu ankommende Flüchtlinge konzentrieren und zu wenig auf die Menschen, die seit Jahrzehnten hier leben, arbeiten, Steuern zahlen, aber dennoch nicht richtig integriert sind. Hier müssen wir mehr tun, auch um Jugendliche besser vor Extremismus zu schützen. Ich habe diese Themen angesprochen, aber keine Fortschritte gesehen. Deshalb sehe ich in der CSU eine bessere Grundlage, um diese Probleme anzugehen.“
Der Wechsel trifft die Grünen/Rosa-Liste hart. Sie waren größte Fraktion, doch jetzt haben sie nur noch 23 Stadträte – so viele wie die CSU/Freien Wähler. Mit der SPD haben die Grünen aber weiterhin eine Mehrheit.
Balidemaj saß auch im Bezirkstag Oberbayern für die Grünen – auch dort wechselt er zur CSU. Laut Grünen-Fraktionssprecherin Martina Neubauer kam der Wechsel „völlig überraschend und ohne Ankündigung“. Sie forderte Balidemaj auf, sein Mandat niederzulegen.
Auch die Stadtrat-Fraktionschefs Mona Fuchs und Sebastian Weisenburger forderten Balidemaj auf, als Stadtrat zurückzutreten. Vom Austritt habe man nur per Textnachricht erfahren – „das ist leider ein sehr schlechter Stil“. Balidemaj habe sich in der Fraktion nur „selten eingebracht“, teilten sie mit. Balidemaj wollte diese Vorwürfe nicht kommentieren.
Die CSU-Stadtratsfraktion hatte erst unlängst einen Zugang zu verzeichnen: Vor einem Monat verließ Rudolf Schabl (65) die Freien Wähler und wechselte die Partei. Als Grund nannte er die „effektivere und effizientere Großstadtpolitik“ der CSU.
Im September 2019 war SPD-Fraktionschef Alexander Reissl (66) spektakulär zur CSU übergelaufen – ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl. Er sitzt aktuell noch immer für die Schwarzen im Rathaus. 2022 war auch der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post (43) aus seiner Partei aus- und in die CSU eingetreten.
THOMAS GAUTIER