Die beliebte Christkindl-Tram: Viele Jahre lang rollte sie vom Sendlinger Tor aus durch die Münchner Innenstadt. © Sigi Jantz
Glühwein und Punsch in der Straßenbahn schlürfen – das wird es auch heuer zur Weihnachtszeit nicht geben. Die Münchner Christkindl-Tram fällt dieses Jahr erneut aus. Grund: Personalmangel und eine zu geringe Fahrzeugverfügbarkeit. Deshalb könnten die Sonderfahrten der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zur Weihnachtszeit heuer nicht stattfinden, so die MVG – wie schon im vergangenen Jahr. Denn: „Der reguläre Betrieb hat oberste Priorität“, sagt ein MVG-Sprecher. Und dieser sei ohnehin nicht einfach aufrechtzuerhalten: Der MVG fehlen derzeit nämlich rund 55 Vollzeitkräfte alleine im Tram-Bereich.
Damit steht eine lange Tradition auf dem Abstellgleis – vor 30 Jahren rollte die Christkindl-Tram erstmals durch Münchens Innenstadt, im Winter 1994. Es wäre heuer also ein Jubiläum gewesen. Ob es das Advents-Angebot überhaupt irgendwann wieder geben wird, bleibt unklar. „Wenn die Verfügbarkeit von Fahrzeugen und Personal sich wieder entspannt, kann die Christkindl-Tram unter Umständen wieder fahren“, erklärt der MVG-Sprecher.
Gleichzeitig hat die MVG dieses Jahr die Zahl der genehmigten Tram-Sonderfahrten wieder deutlich erhöht – bislang haben 174 davon stattgefunden. Bis zum Ende des Jahres könnten noch 60 weitere hinzukommen. Im vergangenen Jahr waren es nur 159 Sonderfahrten. Das liege daran, dass voriges Jahr nicht so viele Fahrzeuge zur Verfügung gestanden hätten. Sonder-Trams werden beispielsweise für Hochzeiten, Geburtstage oder Team-Events zur Verfügung gestellt.
Gleichzeitig bleibt auch die Zukunft einer anderen beliebten Sonderfahrt ungewiss: Die Silvester-Tram, die seit 1984 vom Verein Straßenbahnfreunde München veranstaltet wird. Doch nun hatte die MVG auch der Silvester-Tram zunächst eine Absage erteilt. Bei dem Verein der Straßenbahnfreunde sorgte das für große Enttäuschung: „Es stirbt für uns damit eine 40 Jahre alte Tradition“, sagt Vereinskassenwart Frank Hohmann (56). Die plötzliche Absage war für ihn ein Schlag: „Wir haben das ja immer so gemacht“, sagt er – teils mit bis zu 160 Gästen. Den vielen Interessierten, die gerne teilgenommen hätten, musste Hohmann für heuer absagen.
Ursprünglich begründete die MVG den Ausfall dieser Feier-Tram ebenfalls mit dem Fahrermangel, „was die Planung solcher Fahrten weiter erschwert“, heißt es in der Absage. Außerdem sei es vergangenes Silvester zu Unstimmigkeiten gekommen, was die Werbung für die Silvester-Tram anging, so die MVG weiter. Auch das habe wohl zur diesjährigen Absage beigetragen. Doch nun rudert die MVG nach Anfrage unserer Zeitung nochmals zurück: Man wolle nun noch mal prüfen, ob es nicht doch eine Möglichkeit für eine Silvester-Tram gebe, sagt ein Sprecher. Noch ist das nicht entschieden.
JULIAN LIMMER