Bröckel-Alarm am Arabellahaus

von Redaktion

Bogenhausen: Zaun soll Bewohner und Besucher vor maroden Fassadenelementen schützen

Maria-Luise Weigert betreibt eine Textilreinigung.

Wenig Platz am Bauzaun für Rollstuhlfahrer.

Goldschmiedin Ulla Zierer in ihrem Laden.

Markanter Bau in Bogenhausen: das Arabellahaus. Es wurde 1969 errichtet – für 2030 ist der Abriss geplant. © Jens Hartmann

Es bröckelt gewaltig am Arabellahaus in Bogenhausen – jetzt muss das Gebäude aus dem Jahr 1969 abgesichert werden. Überprüfungen im Sommer erbrachten, dass der Zustand der Fassade zum Problem werden könnte. Deshalb werden nun rund um das Hochhaus schnellstens Absperrungen aufgestellt. Zudem werden die Terrassen im zweiten und im 22. Obergeschoss aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Der bauliche Zustand des 75 Meter hohen, 153 Meter breiten und 20 Meter tiefen Baus, der die Silhouette Münchens mitprägt, wird seit Jahren regelmäßig überprüft. Zweimal im Jahr sind Fassadenkletterer unterwegs – zuletzt gab es im Sommer wieder eine solche Prüfung. Dabei stellten die Experten offenbar fest, dass der Zustand der Fassade sich verschlechtert hat. Vor allem bei den Fertigelementen an den Balkonen bestehen Sicherheitsbedenken. Heruntergefallen sei zwar noch nichts, versichert Felix Huber vom Pressebüro der Bayerischen Hausbau Real Estate, der Eigentümerin des Arabellahauses. „Doch es besteht die Pflicht, schnell zu handeln.“ Jetzt werden Teile der Terrassen im zweiten Obergeschoss und die umlaufende Terrasse des Hotels im 22. Stock gesperrt. Auf der Ostseite des Gebäudes wird ein Gerüst errichtet, damit die Feuerwehrfahrzeuge trotz der Absperrungen das Haus erreichen können.

Seit gestern und noch bis zum 6. Dezember werden deshalb umfangreiche Sicherungsmaßnahmen umgesetzt. Dazu gehören Absperrungen rund um das Gebäude, um Zugänge, Flucht- und Rettungswege abzusichern. Für die Hauptzugänge werden überdachte Durchgänge errichtet. „Wir sind uns der Unannehmlichkeiten bewusst, die diese Maßnahmen mit sich bringen“, so Huber. „Gleichzeitig sind sie so konzipiert, dass, obwohl die Maßnahmen dauerhaft bestehen bleiben, die Beeinträchtigungen für die Mieter möglichst gering gehalten werden.“ So habe man beispielsweise mit einigen Betreibern der Läden im Erdgeschoss über zusätzliche Hinweisschilder gesprochen, denn die Sichtbarkeit ihrer Geschäfte wird künftig eingeschränkt sein.

Eine der Betroffenen ist Maria-Luise Weigert. Sie ist Filialleiterin der „City Dry Clean Textilreinigung“, schon seit 25 Jahren arbeitet sie hier im Hochhaus. „Meine Filiale liegt mir sehr am Herzen, der Standort ist gut und das Geschäft läuft auch super. Ich habe Angst vor allem, was noch kommt. Der Zaun ist ja erst der Anfang“, sagt die 56-Jährige. Was genau sie erwartet, weiß sie nicht, die Kommunikation lasse seitens der Hausverwaltung zu wünschen übrig: „Über den Zaun wurden wir erst drei Tage vorher – also am Freitag – informiert.“ Immerhin kommen die Kunden trotz des Bauzauns gut in ihr Geschäft. Und schon bald soll der Zaun durch ein hervorstehendes Dach ersetzt werden.

Alle Mieter seien umfassend über die Situation informiert worden, sagt Hausbau-Sprecher Felix Huber. Allerdings, das räumt er ein, verhältnismäßig kurzfristig, weil man schnell reagieren musste. „Die Maßnahmen sind unumgänglich, um die Sicherheit aller, die im Arabellahaus wohnen und arbeiten, zu gewährleisten“, sagt Felix Huber. In dem Hochhaus gibt es rund 500 Mietwohnungen, dazu Büros und Arztpraxen, sowie ein Hotel mit über 400 Zimmern.

Auch Goldschmiedin Ulla Zierer fühlt sich alleingelassen. Aber: „Wir sind an das Chaos gewöhnt, ich rege mich schon gar nicht mehr auf.“ Ihren Laden führt sie nun schon seit 34 Jahren. Die Auswirkung des Zauns sei schon spürbar: „Natürlich kommen viel weniger Kunden, weil es einfach hässlich aussieht.“ Trotzdem hätte ihre Tochter den Laden gerne bald übernommen, doch in fünf Jahren muss sie raus.

Denn die Tage des Arabellahauses sind gezählt. Ursprünglich sollte 2026 der Abriss erfolgen. Als Gründe wurden unter anderem marode Leitungen, ein undichtes Dach, Schäden an den Balkonböden und eine abplatzende Fassade genannt. Vor drei Jahren beschloss die Bayerische Hausbau, das Gebäude bis 2030 weiterzunutzen. Möglich wurde dies durch neue Erkenntnisse über eine Sanierungsmethode der Balkonbrüstungen, die eine längere Nutzung erlaubt.
C. ICK-DIETL, H. JUNG,

L. KRAJINOVIC

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