Die neue Innenstadt

von Redaktion

Mehr Platz, weniger Autos – Stadt legt Altstadt-Pläne vor

Zum Vergleich: Wenig einladend, mit viel Straße und viel Beton. So sieht es aktuell am Kosttor aus.

Diese Visualisierung zeigt beispielhaft am Kosttor, wie die Altstadt künftig aussehen könnte. © Gehl Architects, Emil Zander/dpa, Sven Hoppe/dpa, privat

Farbenfrohe, geschwungene Bänke, viel Grün und Platz zum Verweilen. Die Gehsteige sind verschwunden, die Straße tritt in den Hintergrund: So könnte es am Kosttor in der Altstadt künftig aussehen. Dieser Platz steht beispielhaft für Münchens Altstadt der Zukunft. Eine Innenstadt, in der es weniger Parkplätze und Autos gibt, die dafür aber umso schöner, umweltfreundlicher und sicherer wird. So zumindest die Vision des Konzepts „Altstadt für alle“ von USP Projekte und Gehl Architects, das das Mobilitätsreferat am Montag im Gasteig vorgestellt hat.

Fast zwei Jahre dauert es von der Idee zum Konzept. Bei der Erarbeitung wurden die Bürger, die Anwohnerschaft und Vertreter verschiedenster Interessensverbände in einer Vielzahl von Veranstaltungen beteiligt. Auf der Basis der Rückmeldungen und Anregungen hat das Mobilitätsreferat das Konzept so angepasst, dass es nun möglichst vielen Bedürfnissen gerecht wird. Die Grundidee: Radler, Fußgänger, Autos und Laster sollen, so die Kopenhagener Stadtdesigner, auf gleichem Niveau, nur voneinander abgetrennt durch Kopfsteinpflaster oder andere fühlbare Markierungen geführt werden. Mehr Sicherheit für den Fuß- und Radverkehr, optimierte Lieferzeiten und erweiterte Lieferzonen, eine einfachere Beschilderung mit drei Straßentypen und eine bessere Nutzung der Parkgaragen: Dies sind nur einige der Vorschläge.

Auf der einen Seite soll es mehr Grün und weniger Autos geben, andererseits aber auch genügend Platz für Gewerbe und Lieferverkehr. Die Parkplätze sollen weiter reduziert werden – um 600 auf 1100. In einigen Straßen, vor allem rund um die Sendlinger Straße und den Viktualienmarkt, könnte es auch Durchfahrtsperren für den Verkehr geben. Dafür könnte es mehr Aufenthaltsplätze mit Bänken und Bäumen zum Verweilen wie am Kosttor, aber auch Boulevards, geben. Parken sollen Gäste nur noch in den bestehenden Parkhäusern, die bisher viel Kapazitäten freihaben. Hierfür soll es ein modernisiertes, dynamisches Parkleitsystem geben. Für Fußgänger und Radfahrer soll es ruhiger und sicherer werden. Für Radler will man etwa Einbahnstraßen in beide Richtungen öffnen. Die Minibusse, die bereits versuchsweise vorrangig ältere und gehbehinderte Menschen durch die Altstadt kutschieren, könnten weiter eine Rolle spielen. Die Erreichbarkeit für Anwohner, Kunden und Patienten soll gewährleistet bleiben.

Mobilitätsreferent Georg Dunkel: „Ich bin sehr zufrieden, dass wir es geschafft haben, am Ende einen Konsens herbeizuführen. Nun werden wir dieses Grundkonzept und erste Vorschläge für die Umsetzung so schnell wie möglich dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorlegen.“ Denn der Wunsch nach einer neuen Altstadt ist groß: Bei einer Umfrage zeigten sich etwa 40 Prozent der rund 130 Teilnehmer mit dem neuen Konzept zufrieden, etwa 45 Prozent geht es nicht weit genug, etwa 15 Prozent gehen die Vorschläge zu weit. Auch die Vertreter des Bezirksausschusses, des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga sowie der Industrie- und Handelskammer sind größtenteils zufrieden. Mehr Reaktionen lesen Sie im Kasten unten.
N. BAUTZ/ B. ULLRICHS

Artikel 6 von 11