MÜNCHNER FREIHEIT

Blaues Plastik mit einer tragenden Rolle

von Redaktion

Ikeas erste Deutschland-Filiale in Eching feiert 50. Geburtstag – und alle reden nur über Billy-Regale und das Bällebad. Alter Schwede, wie gemein! Denn der wahrscheinlich wichtigste Artikel, den Ikea nach Deutschland gebracht hat, ist „Frakta“. Die leuchtend blaue Riesentasche ist weder schön noch schick, aber was täten wir bloß ohne sie. Denn „Frakta“ ist ein wahres Allround-Genie. Mit ihr ist man irgendwie für alle Fälle gerüstet. Nicht nur für Plüschtiere, Blumentöpfe, Bilderrahmen, Servietten, Teelichter und all den anderen Kleinkram aus der Markthalle des schwedischen Möbelhändlers. In deren Gängen die Taschen übrigens jedes Mal so eine magische Anziehungskraft entwickeln, durch die die Dinge von ganz allein darin landen. Dabei neigt sich mein Teelichter-Vorrat von 2010 noch immer nicht dem Ende zu. Die Ikea-Markthalle: Das schwedische Hogwarts! Mancher verliert in dieser Gefahrenzone regelrecht die Nerven. Da kann „nur mal gucken“ manchmal sehr teuer werden. Am nächsten Tag findet man diese Menschen dann wieder einigermaßen bei Sinnen in der Schlange vor dem Rückgabeschalter wieder. Samt der Tasche mit den Fehlkäufen über der Schulter.

Das mit den vier Henkeln an dem blauen Beutel ist übrigens eine absolut geniale Idee. Am Anfang trägt man die Tasche noch an den kürzeren Griffen wie eine Handtasche. Bis es dann zu schwer wird und man die beiden längeren braucht, um sich das Ding über die Schulter zu werfen. Die Kunststofftasche mit rund 70 Kilo Fassungsvermögen und 25 Kilo Belastbarkeit ist aber vor allem so erfolgreich, weil man sie so prima weiterverwenden kann. Getreu dem Unternehmensmotto: Entdecke die Möglichkeiten. Ein schweres Paket muss zur Post – die Tasche wird es schon schultern. Wer braucht schon einen Picknick-Korb, wenn er „Frakta“ hat! Ich kann mir keinen (Floh-)Markt ohne sie vorstellen – bei Verkäufern wie bei Besuchern. Vollgestopft mit Schmutzwäsche wandert „Frakta“ seit Jahrzehnten in die Waschsalons der Großstädte oder gefüllt mit Altpapier und Leergut zu den Wertstoffinseln der Nation. Zu ihrem natürlichen Biotop gehören auch Fernbusse, auf die sie, zum Bersten gefüllt und oft mit Klebeband verstärkt, an der Haltestelle auf die Fahrt nach Osteuropa wartet.

Bisher hat sie kein noch so anstrengender Job zum Zerreißen gebracht. Die Tasche aus Polypropylen ist quasi unkaputtbar. Alle Versuche, sie aufzuhübschen, schlugen fehl. Ein dänisches Designlabel versuchte es mit schwarzen Taschen. Vergiss es! Eine echte „Frakta“-Tasche muss gelb (für den Bereich vor der Kasse und unverkäuflich) oder blau (für den Bereich nach der Kasse und zu kaufen) sein.

Bei einer Version könnte ich jedoch schwach werden. Vor Jahren gab es in Singapur mal eine limitierte Auflage der blauen Kulttasche fürs Schläfchen to go. Die Tasche im gewohnten Blau war gleichzeitig eine gepolsterte Kissen-Variante. Nach dem Motto: Shoppst Du noch oder schläfst Du schon? So eine erholsame Tasche hätte ich sofort mitgenommen. Polster-„Frakta“ über der Schulter und der nächste Ausflug kann kommen!

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