Mehr Vielfalt im alten Hertie

von Redaktion

Das sind die Wünsche der Anlieger für den zum Verkauf stehenden Komplex

Reinhard Sigel vor der markanten Karstadt-Fassade. Er ist Vorsitzender des Vereins Südliches Bahnhofsviertel. © Yannick Thedens

„Uns wäre es lieb, wenn hier wieder Leben in die Bude kommt“, sagt Andreas Baur, Inhaber der Schützenapotheke und Mitglied im Verein Südliches Bahnhofsviertel. Und das könnte schon bald der Fall sein. Denn der alte Hertie (später bekannt als Karstadt) am Hauptbahnhof soll bereits mehreren Investoren angeboten worden sein.

Baur wohnt im obersten Stockwerk des Ärztehauses in der Schützenstraße, in dem sich die Apotheke befindet. „Manchmal ist es toll, dass man keine Nachbarn hat.“ Aber insgesamt findet er den Ausblick auf das denkmalgeschützte, entkernte Hermann-Tietz-Haus und den verlassenen Karstadtriegel nebenan trostlos. Wenn demnächst ein Investor das Tietz-Gebäude für 130 Millionen erwerben sollte, wünscht er sich kleine Geschäfte und Gastronomie im ehemaligen Karstadt-Gebäude.

Das deckt sich auch in etwa mit den Vorstellungen des Insolvenzverwalters. Nach Informationen eines britischen Nachrichten-Portals für Immobilien sollen jüngst Exposés zum Verkauf des Tietz-Hauses an potenzielle Investoren verschickt worden sein. Auf Anfrage unserer Zeitung wollte sich der Verwalter dazu nicht näher äußern. Auch, ob schon einer angebissen hat, ist nicht bekannt.

Für den Verein Südliches Bahnhofsviertel sind die leerstehenden Gebäude der insolventen Signa-Holding von René Benko generell ein Problem. „Mäuse und Ratten sind ein großes Thema für die Gastronomie hier“, berichtet der Vorsitzende des Vereins, Reinhard Sigel. „Durch die Baustellen verstärkt sich das Problem. Die Stadt und die Bahn müssten dringend dagegen vorgehen.“ Generell wünscht er sich mehr Übersichtlichkeit im Viertel. „Wenn man aus dem Bahnhof herauskommt, wären ein paar Tafeln schön, die einem erklären, wo man ist und wo man hinmuss.“ Der Hauptbahnhof sei das Herz Münchens, daher sollte das Umfeld wirklich ansprechender gestaltet werden. „Verschattung und Begrünung ist gerade im Stadtzentrum ein großes Thema. Dachgärten und Bäume wären dringend nötig.“

Das findet auch der Vorsitzende des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt, Benoît Blaser (Grüne). „Wir haben ja nicht so viele Einwohner hier, aber was man sicher nicht will, ist, dass das ganze Haus zum Bürogebäude wird“, sagt Blaser. „Es sollte mehr Geschäfte geben und abends sollte wieder mehr los sein. Auch Clubs fänden wir schön, vielleicht nicht unbedingt im historischen Tietz-Gebäude, aber nebenan.“ Früher gab es in der Schützenstraße eine Tanzschule und bis Mitte letzten Jahres sogar noch den 8 Below Club. „Mats Hummels war da häufiger, das war recht cool hier. Da wäre ich sofort dabei“, schwärmt Apotheker Baur. „Wenn irgendwann der Bahnhof fertig ist, wären die ehemaligen Karstadt-Gebäude perfekt für die Neubelebung des Platzes.“
GW

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