LKA im Visier

von Redaktion

Tatort Waffenkammer – Diebstahl und Hehlerei

Norbert Radmacher, Präsident des LKA. © DPA

Tausende Pistolen und Gewehre lagern in der Waffenkammer. © Symbolbild: MW

Eigentlich stehen sie für Recht und Gesetz, sollen für Sicherheit sorgen und Verbrechen verhindern. Aber in diesem Fall war‘s wohl genau andersrum. Ausgerechnet Polizisten sollen Waffen- und/oder Waffenteile gestohlen und verkauft haben – für einen hohen fünfstelligen Gewinn. Tatort: die Waffenkammer des bayerischen Landeskriminalamts (LKA)! Drei LKA-Leute stehen jetzt im Fokus der Polizei-Ermittlungen unter Leitung der Münchner Staatsanwaltschaft. Wie Andreas Franken, Sprecher des Münchner Polizeipräsidiums, mitteilte, wird gegen einen Polizisten (60), einen technischen Beamten (59) und einen pensionierten Polizisten (66) wegen des Verdachts des Verwahrungsbruchs und möglichen Verstößen gegen das Waffenrecht ermittelt. Sie arbeiteten bei der Zentralen Waffenverwertung des LKA in der Maillingerstraße, wo etwa sichergestellte oder abgegebene Waffen landen. Die zwei noch im Dienst befindlichen Beamten wurden suspendiert.

In der Kammer des LKA lagern tausende Schusswaffen. Es ist eine der größten Sammlungen Deutschlands. Schon 2019 bis 2021 ermittelte die Polizei hier wegen des Verdachts des Verwahrungsbruchs, aber es ergab sich kein konkreter Tatverdacht. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Dann, im August 2023, meldete eine Frau aus Nordrhein-Westfalen bei der Polizei einen Mann. Er gab sich auf einem Dating-Portal als Polizist zu erkennen, machte gewaltverherrlichende Aussagen. So kamen die Ermittler auf den LKA-Mann (60). Ein Verfahren wurde eingeleitet, sein Arbeitsplatz und seine Wohnung durchsucht. Man fand „eine Vielzahl an Waffenteilen“, so Franken. Zum Beispiel geht es um Griffschalen (den Teil, mit dem die Pistole in der Hand liegt) sowie um vollständige, erlaubnisfreie Waffen (solche, die unbrauchbar gemacht wurden). Scharfe Waffen fanden sich nicht.

Im Zuge der Ermittlungen kam man auf vier weitere Verdächtige, überprüfte auch sie. Darunter der Pensionär (66), bei dem eine scharfe halbautomatische Waffe gefunden wurde. Woher die stammt, wird geprüft. Daneben gerieten ein Polizist (59) und zwei Privatleute ins Visier der Ermittler: ein Oberbayer (34), der mit dem 60-Jährigen verwandt ist, sowie ein Nordrhein-Westfale (47). Der Verdacht: Hehlerei, also wissentlicher Weiterverkauf von Diebesgut.

Auch das Ursprungsverfahren wurde mittlerweile wieder aufgenommen. Dabei geht es um einen schlimmen Fall: 2019 hatte ein Mann in Nordrhein-Westfalen seine Ex-Partnerin mit einem Revolver erschossen. Dieser hätte laut Polizei jedoch schon 2018 im Stahlwerk Meitingen (Kreis Augsburg) eingeschmolzen werden sollen. Das zeigte sich anhand der Waffennummer. Nun wird geprüft, ob die Verdächtigen auch diesen Revolver zu Geld gemacht haben. Unklar ist bislang zudem, wie viele Waffen oder -teile sie verkauften und in welchem Zeitraum.

LKA-Präsident Norbert Radmacher sagt: „Ich bin erschüttert.“ Seit letzter Woche ist die Waffenkammer der Behörde für mindestens drei Wochen geschlossen. Als Nächstes wolle man unter anderem die Räume umbauen und Videoüberwachung installieren. Weiteres Ziel sei der „Aufbau eines neuen Teams in Gesamtheit unter Führung eines neuen Teamleiters“.
REGINA MITTERMEIER

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