Die Spur des Todes-Revolvers

von Redaktion

Ermittlungen gegen Polizisten: Wie kam die Waffe vom LKA in die Hände eines Mörders?

Tausende Pistolen und Gewehre lagern in der Waffenkammer des LKA in München. © Westermann

Patrick H. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. © RTL

Um einen Revolver der Marke Smith & Wesson geht es.

Dieses Verbrechen rückt erneut in den Fokus der Ermittlungen: Im Jahr 2019 wurde in Neuss eine Frau mit einer Waffe aus München ermordet. Der Fall gibt Rätsel auf. © dpa

Er schoss ihr in den Kopf, in die Brust, in den Hals und in die Schulter: Am 26. April 2019 tötete der 32-jährige Patrick H. seine Ex-Freundin Constanze K. (27) in einem Blumenladen in Neuss (Nordrhein-Westfalen). Die Tatwaffe: ein Revolver des US-Herstellers Smith & Wesson – der aus der Verwahrstelle des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) in München stammte. Das ergab die Seriennummer.

H. bestritt die Tat, wurde aber zu lebenslanger Haft verurteilt – ein Fall, der Schlagzeilen machte. Denn der Mann aus Meerbusch war 2008 Kandidat in der fünften Staffel der TV-Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ mit Dieter Bohlen gewesen.

■ Gibt es eine Verbindung zwischen der Tat in Neuss und dem LKA-Skandal?

Jetzt sorgt der „DSDS-Mord“ wieder für Schlagzeilen. Der furchtbare Verdacht: Haben Münchner LKA-Beamte (59, 60, 66) die spätere Taffe verkauft, die es eigentlich gar nicht mehr hätte geben dürfen? Der Revolver von Neuss war zuvor in der Münchner LKA-Verwahrstelle spurlos verschwunden – wann genau, ist unklar. Klar ist aber: Die Waffe hätte laut Polizei 2018 in einem Stahlwerk in Meitingen eingeschmolzen werden sollen. Ob sie da je ankam, ist nicht bekannt.

Von München zu einem Mord – die Spur des Todes-Revolvers! Im Gerichtsverfahren sagte Patrick H., er habe sich die Waffe im Rotlichtmilieu besorgt. Die Staatsanwaltschaft München I hatte bereits von 2019 bis 2021 zur mysteriösen Mordwaffe ermittelt– ohne Ergebnis. Neu aufgerollt wurde der Fall im Jahr 2023, nachdem neue Hinweise eingegangen waren. Am Freitag machte die Münchner Polizei die Ermittlungen gegen zwei aktive und einen pensionierten Beamten publik. Sie waren in der Zentralen Waffenverwertung des LKA tätig. Ihnen wird vorgeworfen, Waffenteile wie etwa Griffschalen verkauft zu haben (wir berichteten). Dabei verdienten sie laut Polizei mehrere zehntausend Euro.

Der strafrechtliche Vorwurf lautet Verdacht des Verwahrungsbruchs. Die Polizei München ermittelt in diesem Zusammenhang auch gegen zwei Verdächtige, die Waffen angekauft und weiterverkauft haben sollen.

LKA-Präsident Norbert Radmacher zeigte sich angesichts der notwendigen Ermittlungen bestürzt. Die Waffenverwertung des LKA ist zwischenzeitlich geschlossen worden. Das zuständige Team soll jetzt ganz neu aufgebaut werden.
THOMAS GAUTIER

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