„Mike“ schickte dieses Selfie. Wer kennt ihn? © Polizei
Er muss sympathisch gewirkt haben: „Mike“, wie der Mann sich nannte, stemmte im selben Laimer Fitness-Studio Hanteln wie sein Opfer – ein 59-jähriger Münchner – und gab diesem gleich seine Handynummer. Mike handelte, wie sein neuer Freund, im Internet mit Krypto-Währungen und NFTs (Internet-Kunstwerke, siehe Kasten). Und Mike hatte auch einen super Anlagetipp: Er kenne eine Handelsplattform, sagte er, auf der sich mit dem Handel von NFTs täglich 20 000 Euro Gewinn erzielen ließe. Der Münchner biss an, investierte – und verlor rund 1,4 Millionen Euro an Gebühren, die die Internetseite ihm abknöpfte.
„Dass ein Investment-Betrüger sich persönlich im Fitnessstudio vorstellt, ist ungewöhnlich“, sagt Christoph Meier, der bei der Münchner Polizei mit dem Fall befasst ist. „Normalerweise läuft so ein Betrug nur über Internetseiten oder via Telefon ab.“ Hier habe der Täter eine persönliche Freundschaft initiiert, sogar Fotos von sich an das Opfer geschickt und mit ihm gechattet.
Nach Angaben der Ermittler installierte der Betrogene über von „Mike“ geschickte Links eine spezielle Software und fing mit rund 1000 USDT (Krypto-Währung, 1 USDT = ca. 0,92 Euro) an, die gepriesenen Kunstwerke zu handeln. Zunächst mit Erfolg, der Wert seines Depots stieg, und kleinere Gewinne über 5000 USBT wurden ausbezahlt. „Doch als das Depot um die 11 Millionen USBT anzeigte, bemerkte der Münchner, dass er nun schon um die 1,4 Millionen Euro Gebühren bezahlt hatte, um diese Summe zu handeln.
Zehn Prozent für NFT-Käufe und 20 Prozent für -Verkäufe waren jeweils fällig, dazu Pfand-Hinterlegungen zwischen 100 000 und 200 000 Euro. Und zwar aus der Privatkasse, nicht aus dem Depot“, erklärt Meier. Und weiter: „Als das Opfer sich dann alles auszahlen lassen wollte, war das plötzlich nicht möglich. Die Handelsplattform schickte nur noch Hinhalte-Meldungen.“ Klar, dass auch „Mike“ nach der großen Abzocke in der Landeshauptstadt plötzlich verschwunden war. Die Polizei fahndet jetzt intensiv, auch mit einem Foto, nach dem Krypto-Betrüger.
Nun braucht es dringend Antworten auf diese Fragen: Wer kennt „Mike“ und weiß, wo er ist? Sachdienliche Hinweise nimmt das Polizeipräsidium München unter der Telefonnummer 089/29100 entgegen.
ISABEL WINKLBAUER