Der Autor von „Licht und Schatten“, Franz Wimmer.
Speziell für die Ausstellung von Gemälden wurde die Alte Pinakothek konzipiert.
Der westlicher Quertrakt der Alten Pinakothek, wie er heute aussieht.
Der westlicher Quertrakt der Alten Pinakothek in einer Skizze von Architekt Hans Döllgast.
Architekt Hans Döllgast gilt als Retter der Alten Pinakothek.
Die Alte Pinakothek: Das Museum war bei seiner Eröffnung im Jahr 1836 der erste reine Galeriebau der Welt. © Schlaf, Thedens, TUM (2) Wimmer, privat
Die Alte Pinakothek zählt nicht nur zu den bedeutendsten Museen der Welt, auch das Bauwerk an sich ist ein echter Hingucker. Entworfen wurde der speziell für die Präsentation von Gemälden konzipierte Galeriebau von Leo von Klenze, Hausarchitekt König Ludwigs I. Ihr heutiges Aussehen – ja sogar ihr Fortbestehen – verdankt sie aber einem anderen: Hans Döllgast. Der Architekt gilt als Retter der Alten Pinakothek.
Hans Döllgast, geboren am 1. April 1891 in der oberbayerischen Gemeinde Bergheim, studierte von 1910 bis 1914 Architektur an der Technischen Universität (TUM) in München. In der bayerischen Landeshauptstadt starb der Architekt auch, und zwar am 18. März 1974. Den 50. Todestag Döllgasts nahm Franz Wimmer zum Anlass, dem fast vergessenen Baumeister ein Buch zu widmen. Schwerpunkt des Werks „Licht und Schatten“: Döllgasts Aufbauarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg – und damit auch die Arbeiten an der Alten Pinakothek.
Das Museum – bei seiner Eröffnung im Jahr 1836 das größte der Welt – war eigentlich schon dem Untergang geweiht. Im Krieg war das Gebäude schwer beschädigt worden. Nach einem Bombentreffer durch die US-Luftwaffe im Januar 1945 brannte das Bauwerk völlig aus, es blieb nur eine Ruine zurück. Nach dem Krieg verfielen die Mauern weiter, 1946 wurde deshalb der Abriss beschlossen.
„Döllgast begann zuerst ohne Auftrag mit Studien und Entwürfen zum Wiederaufbau“, sagt Wimmer. Der Architekt hat für das Buch seines Berufskollegen mehr als 5000 Originalzeichnungen Döllgasts studiert, die das Archiv des Architekturmuseums der TUM jüngst zugänglich gemacht hat. 120 dieser Zeichnungen wählte er für das Buch aus – und ergänzte sie um zahlreiche Fotos von Döllgast-Bauten, die Wimmer zwischen seiner Studienzeit in den 1980er-Jahren und heute selbst gemacht hat.
Wichtige Arbeiten von Döllgast in München waren unter anderem die Neugestaltung des Alten Südlichen und die Umgestaltung des Alten Nördlichen Friedhofs sowie verschiedene Kirchenbauten wie der Neubau von St. Raphael in Hartmannshofen oder Wiederaufbau der Basilika St. Bonifaz. Und natürlich die Alte Pinakothek.
Auch wenn Döllgast zunächst mit allerlei Widrigkeiten und sogar Anfeindungen zu kämpfen hatte, setzte er sich mit seiner Idee vom Wiederaufbau des Museums am Ende durch. Das Besondere: Der Architekt beseitigte die Spuren des Kriegs nicht, sondern arbeitete sie als eine Art Mahnmal in seine Pläne ein. „Die Wunden der Bombentrichter auf der Süd- und Nordfassade wurden nicht vertuscht, sondern durch die Verwendung von Abbruchziegeln, Beton und dünnen Eisenrohren als Stützen sichtbar und nachvollziehbar gemacht“, sagt Wimmer. Heute wird diese Lösung oft als „geniale Flickschusterei“ bezeichnet.
Dass diese aber „großartig ist“, so Wimmer, „wird heute auch international gewürdigt“. Künftige Generationen werden künftig „vor der Fassade stehen, nachfragen und erkennen, dass hier mal etwas Schreckliches geschehen ist“, sagt der Buchautor, der die Leistung Döllgasts gar nicht hoch genug bewerten will. Um dessen Bedeutung für den historischen Museumsbau deutlich zu machen, zitiert Wimmer Döllgast selbst der einmal sagte: „Die Pinakothek wird immer die schönste Aufgabe meiner Architektenlaufbahn sein.“
ANDREAS DASCHNER
Das Buch
„Hans Döllgast – Licht und Schatten“ von Franz Wimmer ist im Franz Schiermeier Verlag erschienen und füt 34 Euro im Buchhandel erhältlich. ISBN: 978-3-948974-29-9