In großer Zahl stehen die Carsharing-Transporter an der Dietramszeller Straße. © Schlaf, Google Maps
Am Wertstoffhof liefern offenbar viele Menschen ihren Müll mit einem Carsharing-Transporter ab.
Miles-Transporter sorgen für Ärger in Sendling: An manchen Tagen stehen die silbernen Transporter mit der schwarzen Aufschrift dicht an dicht an der Dietramszeller Straße. Die Flotte gehört dem Carsharing-Riesen Miles und sorgt seit Monaten für Ärger bei den Anwohnern.
Wieso es plötzlich geballt so viele Transporter hier gebe, wollte eine Sendlingerin von den Politikern im Bezirksausschuss wissen. Ein anderer Anwohner meldete ein paar Wochen später, beobachtet zu haben, dass die Vans tagelang unbewegt am selben Ort stünden. Eine weitere Anwohnerin will wissen, ob das Parken auf Anwohnerplätzen denn überhaupt erlaubt ist. Louisa Pehle (SPD) versteht den Frust der Anwohner. „Ich zahle für einen Parkplatz und bekomme dann keinen.“
Eine Anfrage beim Mobilitätsreferat (MOR) zeigt, dass die Stadt München mit allen Carsharing-Anbietern, die im öffentlichen Raum und in Parklizenzgebieten operieren, Verträge geschlossen hat. Diese erlauben den Anbietern, kostenlos und unbegrenzt auf allen bewirtschafteten öffentlichen Parkplätzen zu parken, einschließlich Kurzzeitparkplätzen, Mischparkplätzen in Parklizenzgebieten und Anwohnerparkplätzen.
Diese Regelung gilt neben München nur in Stuttgart und Düsseldorf und basiert auf einem Stadtratsbeschluss von 2015. „Das aktuelle Regelwerk soll jedoch noch in diesem Jahr ersetzt werden“, erklärt eine Sprecherin des Mobilitätsreferats. Bisher zahlen die Anbieter eine monatliche Gebühr an die Stadt München. Je nach Geltungsbereich der Ausnahmegenehmigung verdient das Kreisverwaltungsreferat (KVR) 30 oder zehn Euro pro Monat und Fahrzeug – plus einer einmaligen Bearbeitungsgebühr von 30 Euro. Für Elektrofahrzeuge fällt bisher nur die Bearbeitungsgebühr an.
Carsharing ist für München aber nicht nur eine Einnahmequelle, sondern auch eine wichtige Säule in der Verkehrswende der Stadt. Bereits vor zehn Jahren stellte ein Carsharing-Experte des KVR fest, dass München ein Flächenproblem hat. Den Münchnern sollte daraufhin mehr Flexibilität beigebracht werden, um von A nach B zu kommen. Die Zeit der Carsharing-Anbieter begann.
Mittlerweile kommen auf 1000 Menschen 2,13 Carsharing-Fahrzeuge. Insgesamt gibt es mehr als 3000 Fahrzeuge verschiedener Anbieter, wie eine Studie des Bundesverbands CarSharing (bcs) herausfand. Warum sich nun ausgerechnet in Sendling so viele Transporter in der Dietramszeller Straße ansammeln, erklären sowohl das Mobilitätsreferat als auch Miles mit dem Wertstoffhof in der Thalkirchner Straße. „Viele Menschen nutzen die Transporter für größere Besorgungen oder um den Keller zu entrümpeln“, sagt Miles-Pressesprecher Michael Fischer.
Vergleicht man jedoch die Transporter rund um den Wertstoffhof in Thalkirchen mit denen in anderen Stadtteilen, fällt auf, dass nur in Sendling so viele Transporter geparkt werden. Eher Zufall? Wohl schon, meint Fischer. Näher erklären kann er es nicht. „Wir kennen die einzelnen Nutzungsfälle der Kunden nicht. Das wäre also lediglich Spekulation.“ Doch entgegen der Annahme, die Vans würden wochenlang ungenutzt die Parkplätze blockieren, gibt er Entwarnung. „Die Transporter sind im Regelfall nach ein bis zwei Tagen wieder angemietet. „Darauf achtet das Unternehmen schon aus wirtschaftlichen Gründen, nicht zu lange geballt und ohne Miete am selben Ort zu verbleiben. In einem solchen Fall entfernt Miles die Fahrzeuge schnell, um sie an anderen, nachgefragteren Orten wieder anzubieten.“
SABRINA PROSKE