Grünen-Stadträtin Sybille Stöhr © A. Gregor
Die Stadt fördert den Kauf von Stoffwindeln. © Getty
Die Münchner sollen ihre Windeln wechseln – und die Stadt zahlt ihnen dafür Geld. Mit dem „Windelzuschuss“. Kein Witz! Gestern beschloss der Kommunalausschuss die „Förderrichtlinie zur Förderung der Anschaffung von Stoffwindeln und wiederverwendbaren Inkontinenzartikeln“. Heißt: Jeder Münchner kann nun bis zu 100 Euro Steuergeld für den Kauf oder Miete von Stoffwindeln bekommen. Die Stadt stellt bis 2027 insgesamt 175 000 Euro bereit.
175 000 Euro für den Windel-Wumms – trotz der Finanzkrise in München. Damit will die Stadt 200 Tonnen Müll einsparen. Die Opposition warnt hingegen: Das geht voll in die Hose. Laut Stadt ist die Förderung eine „geeignete Maßnahme, den Ressourcen- und Abfallaufwand zu reduzieren“. Stoffwindeln seien in der Anschaffung teurer als Wegwerf-Windeln. Man wolle aber „möglichst allen gesellschaftlichen Schichten“ den Zugang zu Stoffwindeln ermöglichen.
Wer die Wickel-Zulage will, braucht ein Formular. Grünen-Stadträtin Sybille Stöhr erklärt: „Die Förderung beginnt Anfang Dezember und kann unkompliziert postalisch oder per E-Mail beantragt werden.“ Dann muss man angeben, was Kauf oder die Miete der Windeln kosten. Das Geld wird aufs Bankkonto überwiesen. Laut Stadt sollen „bei 500 geförderten Personen rund 200 Tonnen Abfalleinsparung pro Jahr“ zusammenkommen. Wobei das nicht ausgemacht scheint: Die Stadt will den „Effekt des Windelzuschusses“ noch mit einer „Abfallanalyse“ messen lassen.
Für die FDP/Bayernpartei im Stadtrat ist der Windelzuschuss bloß ein Griff ins Klo. Laut Stadtrat Richard Progl (Bayernpartei) ist er „in der aktuellen Haushaltslage einfach nicht vermittelbar“. Die Förderung werde „keinen messbaren Effekt“ haben, stattdessen „einen enormen Verwaltungsaufwand auslösen“. Progl: „Mit solchen Schaufensterprojekten wird die städtische Verwaltung immer weiter aufgeblasen und die Personalkosten steigen jedes Jahr um viele Millionen Euro an – während sinnvolle Investitionen, zum Beispiel in dringend benötigte Verkehrsprojekte, gestoppt werden müssen.“
Die Grünen finden‘s hingegen toll: „43 300 Tonnen Restmüll fielen im Vorjahr durch Hygieneartikel an. Um München zur Meisterin der Müllvermeidung, also einer Zero-Waste-City, zu machen, lohnt es sich, hier anzusetzen“, heißt es in einer Mitteilung der Partei.
THOMAS GAUTIER