Park-Café-Chef Christian Lehner sprach mit Söder.
Nico Reppas vom Maroni-Stand am Stachus redet mit Polizei-Chef Thomas Hampel über den Ärger mit Jugendbanden.
Ministerpräsident Markus Söder begrüßt am Donnerstagmorgen Beamte der berittenen Polizei im Problempark. © Oliver Bodmer (3)
Drogengeschäfte am helllichten Tag, Bandenkriminalität und ein toter Mann: Der Alte Botanische Garten hat heuer für viele Schlagzeilen gesorgt. Darauf reagiert nun Markus Söder (CSU): Der Ministerpräsident hat den Problempark im Bahnhofsviertel zur Chefsache gemacht und vor Ort ausgelotet, ob die Maßnahmen gegen die zunehmende Kriminalität greifen. Es dürfe im Herzen Münchens keine No-go-Areas geben, stellte er gestern in der Früh im Alten Botanischen Garten klar. Bereiche, die von Bürgern gemieden werden? Nicht hinnehmbar! „Ich bin gekommen, um nach dem Rechten zu sehen“, sagte Söder – nachdem er tags zuvor Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Parlament als „uncool“ abgewatscht hatte. Jetzt kümmert er sich um „einen der schönsten Plätze“ in München. Entsprechend groß war das Medien-Echo, das seine Streife an einem der Brennpunkte der Stadt auslöste.
An Söders Seite: Innenminister Joachim Herrmann, Justizminister Georg Eisenreich (beide CSU), OB Dieter Reiter (SPD) und Polizeipräsident Thomas Hampel. Sie riefen die Maßnahmen in Erinnerung, die eine Task-Force auf den Weg gebracht hatte. Die Stadt sorgte für mehr Beleuchtung und weniger Büsche, die Polizei stellte Video-Wagen auf und setzt verstärkt auf Kontrollen. „Außerdem haben wir unsere Präsenz massiv noch oben gefahren“, so Hampel. Zum Paket gehört ein Waffen-, Alkohol- und Cannabis-Mitführverbot, über das der Stadtrat im Dezember abstimmt. „Ich bin hoffnungsvoll“, so Reiter, dass es dafür eine Mehrheit gibt. 2025 sollen drei Sportanlagen gebaut werden, an denen junge Leute ihre Zeit verbringen können. „Denen schaue ich lieber beim Kicken zu als anderen beim Kiffen“, sagt Christian Lehner. Der Chef des Park-Cafés nutzte die Chance, um Söder seine Sorgen mitzuteilen, die für ihn als Wirt im Park existenzbedrohend seien. „Es macht sich niemand eine Vorstellung, was hier abging“, sagte er mit Blick auf Drogen und Banden. Bis er in akuten Fällen die Polizei gerufen habe, seien Dealer und Konsumenten längst verschwunden.
Zuletzt war der Alte Botanische Garten in den Schlagzeilen, weil ein 57-Jähriger zusammengeschlagen worden war und kurz darauf im Krankenhaus starb. Bei der Obduktion stellte sich allerdings heraus, dass nicht die Verletzungen die Todesursache waren, sondern ein Herzinfarkt.
Nicht erst seit diesem Fall gibt es die Forderung nach noch mehr Polizeipräsenz. Und das nicht nur für den Alten Botanischen Garten, sondern auch für den nahen Stachus. Dort wünscht sich Nico Reppas, dessen Familie seit Generationen Maroni-Stände betreibt, mehr Hilfe. Gemeinsam mit anderen Händlern haben sich die Reppas organisiert und in unserer Zeitung von den großen Problemen erzählt, die Jugendbanden am Karlsplatz verursachen. Nun stand der Ministerpräsident selbst vorm Maroni-Stand, um sich zu informieren. Er erfuhr: Ja, die Polizei sei zwar öfter vor Ort. „Aber nicht zu Zeiten, die uns weiterhelfen.“ Los gehe der Ärger meist erst ab 17 oder 18 Uhr. Teilweise würden die Standbetreiber regelrecht von den Halbstarken bedroht und terrorisiert. „Kümmert Euch darum!“, lautete darauf die direkte Ansage des Ministerpräsidenten in Richtung Polizeipräsident Hampel. Während Letzterer sich mit Reppas austauschte, zog Herrmann ein positives Fazit. Er sei sicher, dass das Maßnahmenpaket gut greift. Im Frühjahr werde man mit einem neuen Gefühl in einen wiederbelebten Park gehen können.
NADJA HOFFMANN