Hier klotzen jetzt die Hessen

von Redaktion

Nach Benko-Pleite: Signa verkauft Koloss am Rotkreuzplatz

Schicksal unklar heißt es beim Karstadt an der Schützenstraße. Die Helaba wurde bislang als Interessentin gehandelt. © S. Jantz

Das Signa-Gebäude am Rotkreuzplatz liegt an zentraler Stelle. Es hat jetzt wohl für 80 Millionen Euro den Besitzer gewechselt. Die Kaufhof-Filiale soll weiter bestehen. © Achim Schmidt

Diese Nachricht hat München erschüttert und wachgerüttelt: An diesem Donnerstag jährt sich der Baustopp an der Alten Akademie zum ersten Mal. Seit zwölf Monaten geht nichts mehr auf der einstigen Prestige-Baustelle im Herzen Münchens. So lange ist es schon her, dass das Immobilien-Imperium von René Benko dramatisch und Stück für Stück in sich zusammengebrochen ist. Von den Schockwellen, die München erreichten, blieben Bauruinen wie eben die Alte Akademie, der historische Hertie und der alte Karstadt an der Schützenstraße zurück. Der Verkauf der Signa-Hinterlassenschaften – allesamt in Bestlage –, er geht bislang schleppend voran. Deshalb überrascht jetzt die gute Nachricht aus Neuhausen: Dort soll der Verkauf des Benko-Kolosses am Rotkreuzplatz unter Dach und Fach sein.

Neuer Besitzer des großen Galeria-Komplexes soll demnach die OFB Projektentwicklung mit Hauptsitz in Frankfurt sein. Hinter diesem Namen steht eine Immobilienfirma der Helaba – der Landesbank Hessen-Thüringen. Eine Nachricht, die nicht unbedingt zu erwarten war. Denn: Die Helaba wurde bislang mit dem leer stehenden Karstadt an der Schützenstraße in Verbindung gebracht. Laut Branchen-Dienst Green Street News soll die Bank zu einem Konsortium gehören, das mit dem Verkauf des verwaisten Gebäudes in Verbindung gebracht wird. Projektname: Corbinian. Projektpreis: 300 Millionen Euro.

Am Rotkreuzplatz stand für den Signa-Betonkoloss, der seit Sommer 2023 unter dem Projektnamen Rio zum Verkauf steht, bislang immer eine Summe von 100 Millionen im Raum. Geeinigt haben soll man sich letztlich auf rund 80 Millionen Euro. Für den gerade erst selbst aus der Benko-Pleite geretteten Galeria-Konzern dürfte es trotz des jüngsten Verkaufs mit der Traditions-Filiale am Rotkreuzplatz weitergehen. Der Mietvertrag dort läuft nämlich noch zehn Jahre – mit Verlängerungs-Option um weitere zwölf Monate.

Offiziell bestätigen den Deal bis Redaktionsschluss weder die OFB Projektentwicklung noch Signa-Insolvenzverwalter Torsten Martini. Das verwundert nicht: Die Konkurs-Abwicklung der einzelnen Posten im weitverzweigten Signa-Firmengeflecht findet in weiten Teilen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

So ist es auch beim ehemaligen Kaut-Bullinger-Haus an der Rosenstraße. Das Gebäude soll bereits im März für kolportierte 85 Millionen an einen Münchner Wirtschaftsanwalt und Unternehmer gegangen sein. Zuerst darüber berichtet hatten die Immobilien Zeitung und React News. Zu seinen Plänen vis-à-vis vom Marienplatz, wie auch zum Deal selbst, hat sich der Unternehmer nie öffentlich geäußert. Über das Projekt beriet im Juli die Lokalbaukommission: Sie stimmte dem geplanten Abriss des alten Hauses und Neubau eines neuen Geschäftshauses zu.

Offener lief der Deal beim ebenfalls von der Pleite betroffenen Oberpollinger-Haus. Wie erwartet, hat der bisherige Geschäftspartner René Benkos, der thailändische Milliardär Tos Chirathivat, sowohl die zur KaDeWe-Sparte von Signa gehörenden Luxushauskaufhäuser als auch deren Geschäftsbetrieb übernommen. Mit diesem Schritt hat er das Traditionshaus am Karlsplatz vor seinem Niedergang – und München vor einer weiteren Signa-Ruine – bewahrt.
U. HEICHELE, N. HOFFMANN

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