Dieser Preis ist heiß

von Redaktion

Das kostet die Glühwein-Gaudi samt Pfand in der Innenstadt

Franziska R. (24) aus Ulm trinkt Glühwein am Marienplatz. Zehn Euro Pfand hat sie für den Becher hingeblättert. © Achim Schmidt

Glühwein zuzeln für einen Zehner: Wer dieses Jahr einen Glühwein in der Münchner Innenstadt trinken will, muss zweistellig zahlen. Die meisten Standl auf dem Christkindlmarkt am Marienplatz verlangen für das 0,2-Haferl einen Fünfer. Und einen weiteren Fünfer fürs Pfand. Ja Kruzifünferl.

Gib mir Fünf heißt es etwa beim Stand der Familie Lange: Weißer und roter Glühwein kosten fünf Euro der Fünftel-Liter, dafür ist er in Bio-Qualität. Franziska R. (24) aus Ulm hat sich einen gekauft – und legt erst mal einen Zehner für Pfand und eine dampfende Tasse hin. Sie hat sich extra frei genommen, um nach München zu kommen. „Zehn Euro sind zwar schon teuer – das Geld gebe ich aber schon mal gerne aus.“

Es geht aber auch teurer: Bei Willenborg‘s Crambambuli in der Kaufingerstraße kostet der Glühwein schon 6,50 Euro – dazu auch hier wieder fünf Euro Pfand. Ähnliche Preise werden auf dem Weihnachtsmarkt in der Residenz verlangt: Auch hier gilt die Fünf-Fünf-Formel. Auf dem Mittelaltermarkt am Wittelsbacherplatz wird‘s noch teurer. An der großen Marktschänke vorm Reiter-Denkmal verlangen sie für den Bio-Glühwein „Drachenglut“ sechs Euro, der alkoholfreie „Bio Beerentraum“ kostet fünf Euro. Das Pfand, Sie ahnen es: ein Fünfer. Immerhin: Laut städtischem Wirtschaftsreferat sind die Preise im Vergleich zum vergangenen Jahr in etwa gleich geblieben. Doch es geht noch mehr: Der Bio-Met „Thors Hammer“ kostet zum Beispiel acht Euro, der alkoholfreie Elbendrunk fünf Euro. Für die „nach altgermanischem Vorbild“ gefertigten Humpen zahlen Kunden noch zehn Euro Pfand. Auch bei der Feuerzangenbowle (acht Euro) gilt dieser Pfandpreis.

Selbst fürs Essen gibt es hier Pfandpflicht. Die Zauberküche verlangte für ihre Eintöpfe durchgehend neun Euro – und auch hier fünf Euro Pfand auf die Schüssel. Gleiches Spiel bei der Wurstbraterey nebenan, hier wollen sie fünf Euro Pfand für ihre Teller.

Diego Ertl, Veranstalter des Mittelaltermarktes, rechtfertigt sich: „Zehn Euro Pfand, das ist sehr hoch, das stimmt. Das tut uns auch leid. Aber die Becher sind handgefertigt, auf historisch fundierter Grundlage. Teilweise mit handgeprägtem Stadtsiegel von 1268.“ Viele Touristen hätten das so schön gefunden – und die Becher einfach mitgenommen. „Doch das ist Diebstahl – und die Becher sind viel mehr Wert als das. Eigentlich müssten wir 15 Euro Pfand verlangen.“
THOMAS GAUTIER

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