Kreativer Umgang mit einem Skandal

von Redaktion

Projektentwicklungsgesellschaft „Sendlinger Loch“ bekommt den Bürgerpreis des Viertels

Die mit Wasser gefüllte Baugrube zwischen Aberle- und Alramstraße hat in München mittlerweile als „Sendlinger Loch“ zweifelhaften Ruhm erlangt. © SIGI JANTZ

Der Sendlinger Bürgerpreis für ehrenamtliches Engagement geht an die Projektentwicklungsgesellschaft (PEG) „Sendlinger Loch“. „Mit unserem Bürgerpreis zeichnen wir jedes Jahr engagierte Menschen in Sendling aus, die sich für unser Gemeinwohl einsetzen“, sagte Louisa Pehle, Fraktionssprecherin der Sendlinger SPD. Die PEG habe sich die mit 300 Euro dotierte Ehrung mit ihrem erfolgreichen Bemühen verdient, die Öffentlichkeit für das Sendlinger Loch zu sensibilisieren.

Seit mehr als vier Jahren gibt es zwischen Aberle- und Alramstraße die 5000 Quadratmeter große und inzwischen mit Wasser gefüllte Baugrube für eine geplante 158 Einheiten umfassende Wohnanlage. Aufgrund des Konkurses des Bauträgers wurden die Arbeiten bis auf Weiteres eingestellt. Bis zum eventuellen Weiterbau können nach Expertenmeinung schlimmstenfalls noch fünf bis zehn Jahre vergehen – und das bei dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der Stadt.

Durch einen Ideenwettbewerb für eine Zwischennutzung – unterstützt durch Anträge des Bezirksausschusses und der Bürgerversammlung Sendling – hat die PEG mit ihrer Satire-Aktion Möglichkeiten einer Zwischennutzung unter dem Motto „Volllaufen lassen, bezahlbarer Wohnraum und Sendlinger Badespaß jetzt“ vorgestellt. Von den nicht ganz ernst gemeinten Vorschlägen für eine attraktive Freizeitoase – unter anderem Bootsverleih, Titanic-Festspiele, Freibad, therapeutisches Schwimmen mit Karpfen und Klippenspringen – fand die Idee eines „Kolosseums“ die größte Zustimmung.

Der Grundgedanke bei der Aktion „aus dem Loch etwas machen“ war es, zu demonstrieren, dass Betroffene Missstände nicht klaglos hinnehmen, sondern zeigen, wie mit Störendem und Skandalösem auch kreativ umgegangen werden kann.

Selbst, wenn dem Antrag auf eine der oben aufgeführten angeregten Zwischennutzungsmöglichkeiten natürlich nicht entsprochen werden konnte (vor allem weil das Grundstück noch nicht einmal im Eigentum der Stadt ist) „war und ist die Initiative der Projektentwicklungsgesellschaft durch ihren Beitrag zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung nicht vergeblich“, hieß es bei der Preisverleihung.
WOLFGANG KIEFL

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