Charlotte Knobloch ist die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). © Michael Kappeler/dpa
Die Karte zeigt den neuen Standort: direkt neben dem Südfriedhof. © Google Maps, Lindenthaler, Schmidhuber
Fast voll: Der Jüdische Friedhof im Stadtteil Schwabing. © Michael Westermann
Der „Neue Israelitische Friedhof“ ist gar nicht mehr so neu, wie es der Name vermuten lässt. 1908 wurde der Gottesacker an der Garchinger Straße in Schwabing eröffnet. 10 000 Gräber haben hier Platz. Doch jetzt ist er bald voll.
Der Stadtrat plant deshalb einen neuen jüdischen Friedhof in München – beim Südfriedhof in Ramersdorf-Perlach. Die Initiative stammt von den Fraktionen der CSU/Freie Wähler, der SPD und der Grünen. CSU/FW-Fraktionschef Manuel Pretzl sagt dazu: „Die Verwaltung soll prüfen, ob ein neuer Jüdischer Friedhof gleich südlich des Südfriedhofs entstehen kann.“
Die Zeit drängt nämlich. In Jüdischen Friedhöfen werden Gräber nie entfernt. Sie sollen bis zum Jüngsten Tag bleiben. Deshalb werden niemals neue Plätze frei. In Schwabing sind laut Stadt schon mehr als 8500 der 10 000 Grabplätze belegt. Die jüdische Gemeinde in München aber wächst laut den Fraktionen seit Jahren durch den Zuzug aus den ehemaligen GUS-Staaten und jüngst auch wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
Durch das rapide Wachstum sei zu erwarten, „dass der bestehende Friedhof der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) an der Garchinger Straße sehr bald an seine Kapazitätsgrenzen stoßen wird“, heißt es in einer Mitteilung. Manuel Pretzl warnt deshalb: „Der Friedhof in Schwabing ist in drei bis fünf Jahren voll.“
Deshalb soll jetzt der Neue Friedhof im Süden der Stadt entstehen – auf einem Acker. Das Areal ist eigentlich als Vergrößerungsfläche für den Südfriedhof vorgesehen. „Doch Münchens christliche Friedhöfe sind eher zu groß geplant“, sagt Pretzl. „Denn es gibt immer weniger Erdbestattungen, dazu werden viele Gräber nach 20 Jahren aufgelassen und es gibt Platz für neue Beerdigungen.“ Für den neuen Jüdischen Friedhof müsste ein eigener Eingang gebaut werden, so Pretzl. Dazu eine Umfriedungsmauer – und ein Taharahaus zur Totenwaschung. Auch nötig: eine Bushaltestelle. Pretzl dazu: „Die MVG müsste eine bestehende Linie verschwenken. Aber das ist machbar.“
Für SPD-Stadtrat Christian Vorländer ist der neue Friedhof „ein Zeichen des Respekts und der Solidarität“. Vorländer: „Es geht darum, jüdischen Bürgerinnen und Bürgern einen würdigen Ort für die letzte Ruhe und für Trauer zu schaffen und damit auch unsere Verantwortung für eine vielfältige und respektvolle Stadtgesellschaft zu unterstreichen.“
Grünen-Fraktionschefin Mona Fuchs fügt zu den neuen Friedhof-Plänen an: „Jüdisches Leben gehört fest zu München. Es muss selbstverständlich sein, dass jüdische Menschen einen Ort in der Stadt haben, an dem sie die letzte Ruhe finden und Angehörige trauern können.“
THOMAS GAUTIER