Dramatische Szenen am Seniorenheim: An Heiligabend standen der Dachstuhl und der Glockenturm in Vollbrand. © Feuerwehr
Es war Münchens erstes Seniorenheim: Das Vincentinum wurde bereits im Jahr 1857 gebaut. Mit seinem historischen Glockenturm gehört es sicher auch zu den schönsten seiner Art. Nun ist unklar, ob der Turm überhaupt noch zu retten ist. Denn am Heiligen Abend haben riesige Flammen in der Einrichtung im Lehel gewütet. Der Schaden könnte bei rund fünf Millionen Euro liegen. Bei dem Großbrand mussten 60 Personen evakuiert werden, 15 erlitten leichte Verletzungen. Dass ihnen nicht mehr zustieß, ist ein kleines Weihnachtswunder. Was gegen 14.30 Uhr zu dem verheerenden Feuer in einem Zimmer im dritten Obergeschoss geführt hat, ist noch unklar. Bislang waren die Brandermittler der Polizei noch nicht im Gebäude.
Für die Feuerwehr, die mit 120 Kräften gegen die Flammen kämpfte, war der Einsatz an Weihnachten noch nicht beendet: „Die Brandstelle wurde noch mehrmals kontrolliert.“ Und das aus gutem Grund. Wie sich zeigte, waren einige Glutnester 24 Stunden später wieder entflammt. „Sie konnten schnell über eine Drehleiter abgelöscht werden“, teilt die Feuerwehr mit.
Trotz ihres schnellen Einschreitens war es nicht gelungen, ein Übergreifen der Flammen auf den Dachstuhl zu vermeiden. Dort wütete das Feuer innerhalb kürzester Zeit mit zerstörerischer Kraft. Der Schaden beläuft sich wohl auf eine Million Euro. Mindestens. Der betroffene Gebäudeteil an der Oettingenstraße ist bis auf Weiteres nicht mehr nutzbar. Das Allerwichtigste aber war, dass die Bewohner rechtzeitig in Sicherheit gebracht wurden. Sie kamen unter anderem in anderen Heimen unter.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz mahnte gestern besseren Brandschutz in Pflegeeinrichtungen an: Heuer seien bei Bränden bereits 20 Menschen gestorben, erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Auch sei die Zahl der Verletzten im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen. Damit werde erneut offenkundig, dass Brandschutz-Regelungen in den bundesweit rund 16 000 Pflegeeinrichtungen nicht ausreichten – Möbelhäuser und Lagerhallen unterlägen viel strengeren Auflagen. Die Forderung der Stiftung: selbstständige Löschanlagen in allen Patienten- und Personalzimmern als gesetzlicher Standard. „Sprinkleranlagen könnten zu Lebensrettern werden.“
NADJA HOFFMANN