Ungelöstes Rätsel: der Fall Vanessa Huber. © BKA
Schnell aufgeklärt: die mysteriösen Messerstiche in einem Park in Giesing. © Peter Kneffel/dpa
Sonja Engelbrecht wurde lange vermisst. Ihre Überreste wurden per DNA-Analyse identifiziert. © Peter Kneffel/dpa, Klaus Haag
Stephan Beer leitet seit 2021 mit großem Erfolg die Mordkommission in München. © Jens Hartmann
Giesing, kurz vor Weihnachten: Als in einem Park im Morgengrauen ein blutüberströmter Mann gefunden wird, deutet vieles auf ein brutales Verbrechen hin. Zum Polizeigroßaufgebot, das zur Gufidauner Straße eilt, gehört an diesem Tag auch ein Team der Mordkommission um Stephan Beer. Die Experten des Kommissariats 11 klären den Fall innerhalb weniger Tage auf und können Entwarnung geben. Es handelte sich dabei um einen tragischen Suizidversuch und eben kein Gewaltverbrechen auf offener Straße. Ein schneller Ermittlungserfolg zum Ende des Jahres. Um zum Abschluss für Stephan Beer. Er verlässt die Mordkommission und steigt innerhalb der Kriminalpolizei auf. „Ich gehe, wenn man so will, zurück zu meinen Wurzeln der Kriminalpolizei.“
Die polizeiliche Kripo-Laufbahn des 46-Jährigen hat bei der Abteilung Einsatz im Präsidium ihren Anfang genommen. Nun kehrt er als Sachgebietsleiter für die kriminalpolizeilichen Einsätze und Begleitung herausragender Ermittlungen zurück. Künftig geht es für ihn um die Kriminalitätsbekämpfung und nicht mehr „nur“ um die Aufklärung von Mord und Totschlag. Auch wenn sich der verheiratete Familienvater auf die übergeordnete Aufgabe freut, weiß er: So ganz werden ihn sowohl die Fälle der vergangenen Jahre als auch die zukünftigen der Mordkommission wohl nicht loslassen. Für ihn gilt: „Einmal K11, immer K11!“
Das liege auch an der enorm wichtigen Teamarbeit beim wohl bekanntesten Kommissariat der Stadt. Dessen grausige Fälle machen Schlagzeilen. Die Schicksale bewegen die Menschen. Wie der besondere Vermisstenfall Vanessa Huber, der Stephan Beer und seine Kollegen seit zwei Jahren intensiv beschäftigt. Die Suche nach der Unterhachingerin, die unter mysteriösen Umständen verschwunden ist, geht weiter. „Und ich drücke beide Daumen“, sagt Beer, dass dieser Fall bald aufgeklärt wird. In seiner K11-Zeit wurden auch die sterblichen Überreste von Sonja Englbrecht gefunden. Von der jungen Frau verliert sich 1995 jede Spur, 27 Jahre später kam 2022 ganz viel Dynamik in den Fall. Ihn zum Abschluss zu bringen, wäre eines der ganz großen Ziele gewesen, erzählt Beer. Jetzt gibt es DNA-Spuren des Täters, aber keinen Treffer in den deutschen oder ausländischen Datenbanken. Ermittler der Mordkommission müssen geduldig sein.
Insgesamt blickt Beer in seiner Zeit zurück auf 101 versuchte und vollendete Mord- und Totschlagsdelikte zurück. Der einzige Tote, dessen Schicksal K11 in dieser Zeit nicht klären konnte, war Kristian Kramberger. Der Kroate wurde 2021 in seiner Wohnung an der Leonrodstraße umgebracht.
Die Bilder, die er an solchen Tatorten gesehen hat, werden Stephan Beer noch weiter begleiten. „So etwas vergisst man nicht.“ Auch wenn man sich bei der Mordkommission ein Stück weit an das Grauen gewöhnt – oder gewöhnen muss. Diese Aufgabe kommt im neuen Jahr auf Armin Ritterswürden zu. Er wird das Kommissariat von Stephan Beer übernehmen.
NADJA HOFFMANN