Unternehmer Andreas Abele aus Krailling ist von den Brems-Problemen betroffen. © Marcus Schlaf
Eine wichtige Frist für BMW-Kunden läuft ab: Nur noch bis zum Jahresende gilt das Rücktrittsrecht wegen defekter Bremssysteme. Weltweit musste der Autobauer über eine Million Autos zurückrufen, weil das von Lieferanten gebaute Integrierte Bremssystem (IBS) Probleme bereitet hatte – insgesamt zehn Baureihen waren betroffen (etwa BMW X1, X2, X5, 5er- und 7er-Limousinen sowie Mini Cooper und Countryman).
Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) könne es durch Signalstörung des Motorpositionssensors „zum Ausfall der hydraulischen Bremskraftunterstützung“ kommen. ABS und die Stabilitätskontrolle DSC stünden dann „nicht zur Verfügung“. In der Folge könne sich der Bremsweg verlängern. „Prüfungen haben ergeben, dass es in sehr seltenen Fällen zu Signalstörungen in der Elektronik des Bremssystems kommen kann“, bestätigt BMW.
Für Kunden gilt bei einem Neuwagen die gesetzliche Sachmängelhaftung, sagt Anwalt Markus Klamert. „Diese gilt für zwei Jahre ab Kauf. Somit verjähren die Ansprüche auf Gewährleistung für Fahrzeuge, die in 2022 gekauft wurden, zum Jahresende 2024.“ Dem Käufer bleiben die Rechte auf Minderung oder Rücktritt. Bei Verschulden sei ein zusätzlicher Schadensersatz möglich. „Im Grundsatz besteht kein Anspruch auf ein Ersatzfahrzeug bzw. Mietwagen. Man stelle sich vor, dass das Fahrzeug für mehrere Monate in der Werkstatt steht ohne jeglichen Ersatz. Dies kann und darf nicht sein“, sagt Klamert. Ihm zufolgeentscheiden viele Gerichte für Verbraucher oder Firmen, die klagen. Was dann „zur Rückgabe des Pkw bei Abzug der sogenannten Nutzungsentschädigung gegen Rückzahlung des Kaufpreises oder zu einem reinen Schadensersatz“ führe.
Auch aus dem Raum München sind etliche BMW-Fahrer betroffen – so wie Andreas Abele, Unternehmer aus Krailling. Bereits Anfang September wollte er für seine betroffenen Dienstwagen einen Termin mit BMW ausmachen, um die Autos auszutauschen. „Möglich war das laut BMW aber erst Ende November“, sagt Abele. „Und ich schicke meine Angestellten ganz sicher nicht mit diesen Autos los, wenn die Bremsen ausfallen könnten.“
BMW betont allerdings: Trotz möglicher Signalstörung gehe „das Bremssystem in einen sicheren Zustand über, in dem immer gebremst werden kann und die gesetzlich geforderte Bremsleistung deutlich übererfüllt wird“. Das erklärte ein Sprecher bereits im Oktober. Je nach Situation sei aber die zum Bremsen erforderliche Betätigungskraft erhöht. Trotz Ausfall von ABS und DSC sei „weiterhin eine Basis-Stabilisierungsfunktion während der Bremsung vorhanden“.
Für betroffene Kundenfahrzeuge sei eine technische Aktion angelaufen, bei der neue Fahrzeug-Software aufgespielt wird. „Sollte der Tausch des Brems-Moduls nötig sein, sind dafür ca. 3,5 Stunden erforderlich.“ Die Versorgung mit den erforderlichen Komponenten sei „durch den Zulieferer sichergestellt“.
ANDREAS THIEME