Einsatz in luftiger Höhe: Die Feuerwehrleute sicherten die Ziffernblätter am Glockenturm des Vincentinums. Der Sturm drohte gestern die Zeiger abzureißen. © Markus Götzfried (2)
Die gewaltigen, rußschwarzen Ziffernblätter des Glockenturms wackeln. Der Wind, er lässt die massiven Blechplatten der Turmuhr hin und her zappeln. Die Sturmböen drohen die rund vier auf vier Meter großen Quadrate samt Zeiger am Gebäude abzureißen. Das Problem: Herunterfallende Teile sind eine potenzielle Gefahr für Passanten. Denn: Die Platten sind massiv und messerscharf.
Damit die Teile der Turmuhr nicht zu Boden stürzten, war die Feuerwehr am Donnerstag mit einem Großaufgebot am Senioren- und Pflegeheim Vincentinum im Lehel im Einsatz. Über mehrere Stunden versuchten rund 20 Einsatzkräfte in luftiger Höhe, die Uhrenteile des historischen Gebäudes vor Sturmböen von teils bis 80 Kilometer pro Stunde zu sichern.
An der Seniorenresidenz war wie berichtet an Heiligabend ein Großbrand ausgebrochen. Das Feuer ging vom Dachstuhl aus und schlug auf andere Gebäudeteile wie den historischen Glockenturm über. 60 Bewohner mussten in Sicherheit gebracht werden. Der Schaden geht in die Millionen. Der Brand verkohlte und verbog auch die Ziffernblätter, die gestern abzubrechen drohten. Auf der Westseite des Turms passierte das sogar: Es krachte nach Eintreffen der Feuerwehr kurz nach Mittag in dem bereits beschädigten Dachstuhl. Zum Glück: Niemand wurde verletzt. Auch der Turm blieb standhaft.
Die restlichen drei Ziffernblätter konnte die Feuerwehr mithilfe von Holzbrettern und Spanngurten sichern. Zum Einsatz kamen dafür unter anderem ein Leiter- und ein Hubwagen. Kein einfacher Einsatz: „Wir müssen ein wenig improvisieren“, sagte der Einsatzleiter. Und schnell sein. Denn die Platten konnten jeden Moment wegfliegen. Dann Aufatmen: Gegen 15 Uhr waren alle Ziffernblätter gesichert.
JULIAN LIMMER