Die Magie der königlichen Düfte

von Redaktion

Dreikönigstag: Experte erklärt die Geschichte von Weihrauch und Myrrhe

Das älteste Kräuterhaus Deutschlands: Seit 1887 gibt es den Laden in der Blumenstraße. © Yannick Thedens (2)

Mark Bäumler vom „Kräuterparadies“ in München kennt viele Verwendungsmöglichkeiten für Weihrauch und Myrrhe.

Der würzige Duft von Weihrauch oder Myrrhe – für Mark Bäumler (26) ist er ein Mittel, um Ländergrenzen zu überwinden. Und sogar durch die Zeit zu reisen. In Gedanken natürlich. Der Geruch sei wie ein Bindeglied, sagt der Kräuterspezialist – zwischen verschiedenen Kulturen und Kontinenten, aber auch Epochen. Weihrauch und Myrrhe haben eine jahrtausendealte Tradition: kultisch oder zeremoniell verwendet bei den alten Ägyptern, im römischen Reich oder im Christentum. „Der Duft nimmt einen mit in eine andere Zeit, darin liegt die Magie“, sagt er.

Weihrauch und Myrrhe waren neben Gold die kostbaren Gaben, die die Heiligen Könige aus dem Morgenland dem Jesuskind zur Krippe mitbrachten. Und das Räucherwerk gehört noch immer zur Grundausstattung der Sternsinger, die zwischen den Jahren gerade wieder von Haus zu Haus ziehen. So hat der Rauch im Christentum symbolische Kraft: „Er steigt auf in den Himmel und stellt eine Verbindung mit Gott her“, sagt Bäumler.

Gerade um den Dreikönigstag sind Weihrauch und Myrrhe stark gefragt, sagt der Kräuterhändler. Gemeinsam mit seinen Eltern führt er das „Kräuterparadies“ in der Blumenstraße – das älteste Kräuterhaus des Landes, seit 1887 gibt es den Laden. Im Sortiment: Weihrauch als Räucherharz (20 Gramm zwischen 2, 95 und 8,25 Euro) oder Myrrhe (20 Gramm für 3.95 Euro). Beide Stoffe sind Harze, die aus Bäumen gewonnen werden. „Die Nachfrage danach steigt ab Ende November, wenn es zu den Raunächten geht“, sagt Bäumler. Also die Nächte zwischen Weihnachten und Dreikönige.

Die rituelle Bedeutung von Weihrauch ist jedoch schon viel älter: Schon die alten Ägypter verwendeten ihn bei Mumifizierungen oder anderen Riten, sie nannten ihn den „Schweiß der Götter“. Und die Römer huldigten damit ihren Kaisern und Statthaltern, wenn sie in Rom einzogen – und übertünchten damit ganz nebenbei den beißenden Gestank aus der „großen Kloake“, dem antiken Kanalsystem der Stadt.

Daneben hatten Weihrauch und Myrrhe noch einen ganz praktischen Nutzen: „Die Reinigung der Luft, um in Räumen eine gewisse Hygiene herzustellen“, sagt Bäumler. So werden dem Rauch reinigende Kräfte zugeschrieben. Zudem wird auch immer wieder auf einen medizinischen Nutzen gegen bestimmte Erkrankungen wie Entzündungen hingewiesen. „Wissenschaftlich belegt ist das aber nicht ausreichend“, sagt Bäumler. Als Arznei ist es in Deutschland nicht zugelassen.
JULIAN LIMMER

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