Stefan H. wünscht sich einen engeren Takt.
Falk U. ist dankbar für das neue Angebot.
Elfriede Minko kommt von einer Geburtstagsfeier.
Bitte einsteigen: Das gilt an den Wochenenden jetzt auch nachts, die U-Bahnen fahren fast rund um die Uhr. © Thedens (3), Stache
Wer vor dem 3. Januar nach dem Feiern spätnachts die U-Bahn nehmen wollte, der schaute in die Röhre. Für den Heimweg blieben nur Taxen oder Nachtbusse. Damit ist jetzt Schluss: Seit Freitag fährt die U-Bahn an den Wochenenden durch – und zwar alle 30 Minuten. Im Nachtzug Richtung Freiheit! Ein Team unserer Zeitung ist extra wachgeblieben, um eine der ersten Nacht-U-Bahnen zu testen. Wie das neue Angebot der Münchner Verkehrsgesellschaft funktioniert und wie die Münchner darauf reagieren, lesen Sie hier.
Es ist 1.45 Uhr am Hauptbahnhof, leere Straßen, Dunkelheit. Ein paar Gestalten geistern herum. Wir verlassen die Dunkelheit und tauchen ein in die erleuchtete U-Bahn-Station. Eine völlig andere Welt. Einige Leute stehen mit Koffern am Gleis, etliche andere schlendern während der Wartezeit herum. Die U2 Richtung Feldmoching fährt ein – die erste Nachtlinie ihrer Art. Abfahrt: 1.55 Uhr. Wir steigen ein – und fahren auf die Minute pünktlich los!
Die U-Bahn ist überraschend voll, aber jeder findet hier noch einen Sitzplatz. In einem Vierer sitzt Elfriede Minko und sieht für die Uhrzeit noch sehr wach aus. „Gott sei Dank gibt‘s die jetzt!“, sagt die 63-Jährige über die neue Nachtlinie. Sie kommt von einer Geburtstagsfeier und fährt Richtung Hasenbergl. Es sei ihr schon oft passiert, dass sie die Nachtbusse nicht erreicht hat, deshalb ist sie froh über die neuen Fahrzeiten.
Im nächsten Abteil steht ein junger Mann mit Koffer. Falk U. ist auf der Rückreise aus Hamburg und wohnt erst seit Kurzem in München. Trotzdem hat er schon ein paar Irrfahrten mitgemacht: „Ich bin mal nachts am Ostbahnhof festgesteckt, weil keine U-Bahn oder Busse mehr gefahren sind“, sagt er. Der 28-Jährige findet es deshalb gut, jetzt die U-Bahn nehmen zu können. „Das Angebot werde ich bestimmt ein bis zwei Mal im Monat nutzen“, fügt er hinzu.
Weiter vorne lehnt sich Steffen lässig gegen ein Sitzpolster. Hier ist‘s leerer als im hinteren Bereich. Er hat sich mit Freunden getroffen und fährt nach Hause. Der 36-Jährige ist am Lehel eingestiegen und fährt nach Milbertshofen. „Ich finde es cool, dass es die Option gibt“, sagt er. Unter den Nachteulen ist auch Stefan H., der sich mit einem Freund in einer Kneipe getroffen hat und schnell heim möchte. Er ärgert sich, denn er habe die frühere U-Bahn verpasst und musste 29 Minuten auf diese warten. „Ich erwarte keinen Fünf-Minuten-Takt, aber fast 30 Minuten zu warten, war für mich ärgerlich – 20 Minuten wäre besser gewesen“, sagt er. Trotzdem freue er sich über das Angebot, denn er habe schon oft das Taxi nehmen müssen, weil keine U-Bahn gefahren ist. „Es ist super, dass die jetzt fährt, das ist natürlich viel billiger als das Taxi“, sagt er.
Wir steigen aus und stellen fest: Die Fahrgäste sind rundum dankbar über die neuen Fahrzeiten. Auch empfinden es viele als sicherer, nachts die U-Bahn zu nehmen, als auf der Straße herumzulaufen. Das Fazit unserer Reporter: Das neue Angebot überzeugt vom Start weg.
ANTONIA BENZ