Stein des Anstoßes: David O. und Patricia S. am Briefkasten in der Hohenzollern-/Ecke Schleißheimer Straße. © Marcus Schlaf
Diese Korrektur kam postwendend: Gestern berichtete unsere Zeitung über den Trödel-Briefkasten an der Ecke Hohenzollern-/Schleißheimer Straße. Seit Wochen wurde der nicht geleert – behaupteten jedenfalls Patricia S. (32) und David O. (32). Die Post aber meinte: Wir leeren ihn regelmäßig. Und das, obwohl dutzende Briefe schon aus dem Schlitz quollen …
Gestern meldete sich das Unternehmen erneut, und nun hat es das Pärchen mit Brief und Siegel: Die Post hat sich geirrt. Der Briefkasten wurde tatsächlich nicht geleert – seit dem 9. Dezember! Ein Sprecher der Post: „Vorweg: Wir entschuldigen uns bei allen betroffenen Kundinnen und Kunden für die entstandenen Unannehmlichkeiten.“ Und weiter: „Nach erster intensiver Prüfung stellten wir keine Unregelmäßigkeiten fest. Weitere Prüfungen ergaben leider einen anderen Sachverhalt: Die zweite Leerungsklappe des Briefkastens ließ sich nicht mehr wie vorgesehen öffnen.“
Also genau das, was Patricia S. und David O. seit Wochen behaupten. Das hatten sie der Deutschen Post auch mehrmals gemeldet – ohne Reaktion. Jetzt hat die Post ihren Kasten endlich knacken können: „Bei heutiger Öffnung fanden wir rund 500 unversehrte Briefe – eingeworfen ab dem 9. Dezember“, so der Sprecher. Ein Monat Verspätung! Der Sprecher beteuert: „Wir werden alle Briefe zustellen und entschuldigen uns für die lange Laufzeit.“
Patricia S. zur Post-Posse: „Ich finde es schade, dass die Post erst nach Einschaltung der Presse reagiert hat. Aber immerhin ist das Problem jetzt gelöst worden. Hoffentlich kommen die Briefe jetzt auch wirklich an.“ Für sie und ihren Verlobten David geht es nämlich um viel: Sie wollen im September heiraten. Vor dreieinhalb Wochen hatten sie 15 Hochzeitseinladungen in den Pannen-Kasten eingeworfen – mit unterschiedlichsten Zieladressen. „Und bis heute ist keine davon angekommen. Wir haben alle Adressaten mehrmals kontaktiert und gefragt“, sagt die künftige Braut. Das kam ihr seltsam vor. „Erst dachten wir: Um Weihnachten rum kann es ja immer etwas länger dauern. Wenn es nur um einen Brief gehen würde, hätten wir uns auch nicht gewundert.“
Laut Post-Sprecher wurden ihre Briefe gefunden und werden jetzt ebenfalls verschickt. Er versichert: „Die erforderlichen Schritte, damit sich so etwas nicht wiederholt, werden ergriffen, wir nehmen Kundenhinweise sehr ernst.“
THOMAS GAUTIER