Bilder der Verwüstung: Das Feuer in der Silvesternacht hat das Zimmer von Sara Bekeles Tochter zerstört.
Die Kleidung, komplett verkohlt. Wände und Möbel, schwarz vor Ruß. Erinnerungen und Fotos, unwiederbringlich verloren. Es sind diese Bilder der Verwüstung, die Sara Bekele nicht mehr loslassen. Eine Feuerwerksrakete hat in der Silvesternacht das Zimmer ihrer jüngsten Tochter (21) komplett zerstört. Die Wohnung in der Messestadt Riem, in der die Familie seit vielen Jahren wohnt, ist wahrscheinlich monatelang nicht nutzbar. Trotzdem ist die Dreifachmama dankbar – dafür, dass ihre Tochter zum Zeitpunkt des Unglücks nicht in ihrem Zimmer war.
„Mein Mann war in dieser Nacht alleine in der Wohnung. Ich hatte Nachtdienst und meine Töchter waren unterwegs. Es war ja Silvester“, sagt Bekele. Plötzlich habe der Mann ein lautes Geräusch aus dem Zimmer ihrer Tochter gehört. Er betrat das Zimmer. Und die Hölle brach los. „Er konnte es gar nicht glauben.“ Vor den großen Glastüren tobte ein grelles Flammenmeer. Das Glas barst vor seinen Augen. Rauch quoll unaufhaltsam in das Zimmer. Die Flammen fraßen sich erbarmungslos durch den Raum, erfassten den Kleiderschrank, das Bett, den Kosmetiktisch, zerstörten das Hab und Gut der Studentin. Nach Sekunden des Schocks reagierte der Ehemann geistesgegenwärtig, machte die Tür zu und rief die Feuerwehr.
Als die Einsatzkräfte ankamen, schlugen die Flammen bereits meterhoch über drei Stockwerke in den Nachthimmel. Die Feuerwehr hatte über den Großeinsatz in der Messestadt an Neujahr berichtet. Demnach habe eine Silvester-Rakete einen „massiven Balkonbrand im ersten Obergeschoss“ ausgelöst. „Dabei platzte durch die Hitzeeinwirkung die Fensterscheibe und das Feuer erfasste die Wohnung. Danach breitete sich der Brand über den Balkon auf die darüberliegenden Balkone im zweiten und dritten Obergeschoss aus. Auch im zweiten Stock griff das Feuer auf die Wohnung über.“ Zahlreiche Einsatzkräfte mehrerer Feuerwachen brachten das Feuer in knapp zwei Stunden unter Kontrolle. Der Sachschaden wird auf mindestens 50 000 Euro geschätzt.
Die Familie ist zu viert im Hotel untergekommen, eine dritte Tochter studiert in Frankfurt. „Die Hausverwaltung übernimmt die Kosten, essen können wir bei Freunden“, sagt Bekele. Wann sie in die Wohnung zurückkehren können, ist noch unklar. Auch die Kosten für die Einrichtung des Zimmers muss die Familie selbst tragen. „Wir haben leider keine Haftpflichtversicherung.“
Wütend auf die Verursacher sei sie trotz allem nicht, sagt die gebürtige Äthiopierin. Mit ihrem persönlichen Bericht will sie Menschen zum Nachdenken bringen. „Ich bin traurig, dass es so was gibt. Aber wir hatten Glück im Unglück: Meine Kinder sind unversehrt. Und das ist das Allerwichtigste.“
DANIELA POHL