In der Gegend rund um den Frankfurter Ring könnten hunderte Wohnungen entstehen. © Bodmer
Stadtbaurätin Elisabeth Merk © Marcus Schlaf
Sie hat den Überblick über die Bauaktivitäten in der wachsenden Stadt München. Als Stadtbaurätin weiß Elisabeth Merk, wie viele neue Wohnungen in der Stadt noch errichtet werden können. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt sie, wo in München noch Platz ist.
Frau Merk, wie viele Wohnungen können wir in München noch bauen?
Diese Zahl ändert sich ständig. Als ich 2007 anfing, sollten ungefähr 60 000 Wohnungen in den nächsten Jahren gebaut werden. Später wurde klar, dass wir größere Areale umstrukturieren können, also Kasernenflächen, die Bahnachse oder Flächen von Siemens. Plötzlich hatte man 10 000 oder 20 000 Wohnungen mehr. Die Zahlen ändern sich also permanent. Wir arbeiten derzeit planungsrechtlich an 20 000 Wohnungen. Die könnten in den nächsten vier, fünf Jahren gebaut werden. Es gibt auch rund 30 000 bereits genehmigte Wohnungen, die man privat bauen könnte.
Ist das das Ende der Fahnenstange?
Nein. Gerade in den Bestandsflächen ist durch Nachverdichtung oder Umnutzung von Flächen für kommende Generationen viel übrig.
Wo sind aktuell die Flächen mit dem größten Potenzial für Wohnungen?
Natürlich Freiham und die geplanten Stadtentwicklungsmaßnahmen im Norden und im Nordosten. Aber das meiste Potenzial steckt im Bestand – Gebiete, wo heute Gewerbe und Büros sind, etwa am Frankfurter Ring, an Ausfallstraßen wie der Wasserburger Landstraße oder im Euro-Industriepark. Dort können hunderte Wohnungen entstehen, denn da gibt es ganz viel eingeschossig bebaute Flächen. Konkret auch an der Marienburger Straße im Nordosten. Da ist heute eine Baustoff-Firma direkt an der S-Bahn-Station. Die 500 bis 600 Wohnungen dort werden mit der Münchner Wohnen entwickelt. Es ist unsere Aufgabe als Stadt, dass Neubauten gemeinwohlorientiert sind. Ansonsten der fünfte Bauabschnitt Messestadt Riem mit Potenzial für etwa 2500 Wohnungen und die Eggarten-Siedlung mit knapp 2800 Wohnungen. Rund um die Siedlung Ludwigsfeld könnten knapp 2000 Wohneinheiten entstehen.
Es wird auch viel Büroraum frei?
Davon gehen wir aus. Das macht schon mindestens ein Drittel unserer Entwicklungen aus.
Ist Aufstocken sinnvoll?
Das bringt total was. Das hat der Gesetzgeber mit der Novellierung der Bayerischen Bauordnung deshalb erleichtert.
Wird es mehr Hochhäuser wie an der Paketposthalle geben?
Mit Hochhausbau können wir nicht unsere Wohnungsbauprobleme lösen. An der richtigen Stelle sind sie eine gute Ergänzung. Ich möchte kein grundsätzliches Denk- und Bauverbot für Hochhäuser.
Wo sehen Sie die nächsten 150-Meter-Türme?
Weitere 150-Meter-Türme sehe ich derzeit keine. Die Rahmenplanung in der Achse vom Vogelweideplatz in Richtung Süddeutscher Verlag hält aber Hochhäuser grundsätzlich für möglich.
Haben in neuen Vierteln Autos noch Platz?
Das Auto ist ja da. Insofern muss es vorgesehen werden, weil wir sonst an der Realität vorbeiplanen. Aber es muss absolutes Ziel sein, in neuen Stadtvierteln den Zuwachs an Autos oder zumindest die Nutzung zu reduzieren.
INTERVIEW: THOMAS GAUTIER