Gehört zum Dienst: Die Beamten der Reiterstaffel pflegen ihre Pferde selbst.
Die Reiterstaffel wird auch bei Fußballspielen wie hier am Grünwalder Stadion eingesetzt.
Einsatzgebiet Grünwald: Eva Halser (l.) und Nicole Kiefer auf Primus und Cäsar. © Hartmann, Feil, Haag
Die Zäune und Hecken sind hoch in Grünwald. Von der Straße aus sieht man meist nur die Dächer der teuren Villen. Die gepflegten Gärten bleiben uneinsehbar. Schön für die Bewohner – und für Einbrecher, die dort ungestört ihren Machenschaften nachgehen können.
Deshalb schickt die Polizei die Kavallerie ins Nobelviertel: Seit November patrouillieren Beamte der Reiterstaffel durch Oberbayerns teuerstes Pflaster.
Einbrecherjagd zu Pferde! Der Grund: Hoch zu Ross ist die Sicht besser. „Vom Pferd aus können wir leichter in die Gärten blicken“, sagt Oberkommissarin Eva Halser. Das Hufgeklapper verscheucht auch potenzielle Einbrecher. „Uns hört man von Weitem“, sagt Halser. Das soll auch so sein: „Unsere Aufgabe ist Prävention.“
In Grünwald gab es viele Einbrüche in letzter Zeit. Bekanntestes Opfer: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge (69). Am 11. Dezember kletterten Einbrecher in seine Villa, raubten Bargeld und Schmuck im Wert von 250 000 Euro (wir berichteten). Am Samstag erst erwischte eine Streife zwei Polen (59, 38) mit Werkzeugen und Schmuck.
Jetzt zieht die Polizei die Zügel an: Seit November patrouillieren Beamte der Reiterstaffel durchs Nobelviertel. Und das sieben Tage die Woche. Allzeit be-reit, sozusagen. Eva Halser und ihre Kollegin Nicole Kiefer sind beim tz-Besuch von 11 bis 15 Uhr im Einsatz, „da sind die meisten Menschen in der Arbeit“. Der perfekte Zeitraum für Einbrecher.
Halser und Kiefer reiten mit ihren Wallachen Primus und Cäsar zum Eugen-Schuhmacher-Platz. Dort suchen sie nach verdächtigen Personen oder Autos. Auch Kritzeleien an Hauswänden schauen sie sich genauer an. Manchmal sind es Codes von Einbrecherbanden. Späher geben mit speziellen Zeichen Informationen an Komplizen weiter, die später ins Haus einsteigen.
Auf der anderen Seite der Luxushäuser liegt der Perlacher Forst. Auch da sind Halser und Kiefer mit ihren Pferden im Vorteil. „Diebe nutzen den Wald gerne als Fluchtweg. Dort sind keine Straßen, nur Trampelpfade. Mit dem Streifenwagen kommt man da nicht hin – mit dem Pferd schon.“
Laut Polizei halten die Reiter seit Jahrzehnten Einbrecher auf Trab – jeweils in „aktuellen Kriminalitätsschwerpunkten“. Das Konzept wirkt. Laut Sprecher ist der Einsatz von Dienstpferden „ein wichtiger Faktor bei der Reduzierung der Anzahl von Wohnungseinbrüchen“.
Die Grünwalder sind sichtlich froh. Ein Mann winkt aus seinem Porsche den Reiterinnen zu. Ein anderer lobt: „Schaut gut aus!“ Eva Halser und Nicole Kiefer kennen das schon: „Viele winken und heben den Daumen. Manchmal laufen sogar die Kinder raus, wenn wir vorbeikommen.“
THOMAS GAUTIER