Ermittlungen gegen René Benko in München: Im Fokus stehen der Karstadt und der alte Hertie am Bahnhof. © Jantz, dpa
Acht Quadratmeter statt Luxusvilla, blanke Nudeln statt Kaviar und nur eine Stunde Hofgang am Tag: So sieht das neue Leben des einstigen Immobilien-Tycoons René Benko (47) aus. Die Nachricht, dass der Österreicher seit vergangenem Donnerstag in Wien hinter Gittern sitzt, hat auch in München hohe Wellen geschlagen. Schließlich hinterließ sein Signa-Imperium bei seinem Zusammenbruch auch hier eine Schneise der Verwüstung.
Stadtsparkasse, BayernLB und die Versicherungskammer Bayern sollen laut Gläubigerliste 250 Millionen Euro an Krediten für schillernde Bauvorhaben gegeben haben. Aber keines der Projekte wurde von der Signa verwirklicht. Ein Teil von Benkos Machenschaften in München hat ihm jetzt sogar die U-Haft eingebracht.
Die hiesige Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue in jeweils dreistelliger Millionenhöhe. Zum einen untersuchen die Ermittler, ob Benko und andere Signa-Manager einen saudi-arabischen Staatsfonds betrogen haben. Zum anderen wird geprüft, ob Benko und eventuelle Komplizen Gelder veruntreut haben.
In beiden Fällen sollen die dreistelligen Millionenbeträge unmittelbar nach Geldeingang im Signa-Kosmos versandet sein. Dabei war das Geld eigentlich wohl für die Entwicklung des historischen Hertie am Bahnhof und des Karstadt an der Schützenstraße gedacht. Die Nachbar-Projekte wurden Signa-intern „Franz“ genannt. „Ob und inwieweit die Geldbeträge für die genannten Objekte verwendet wurden, ist Gegenstand der Ermittlungen“, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Und diese laufen auch „gegen weitere noch nicht namentlich bezeichnete Verantwortliche der Signa-Gruppe“.
Fest steht: Beide Gebäude sind heute hässliche Bauruinen. Stadt und Polizei sehen in ihnen einen Faktor, der zu Verwahrlosungstendenzen im Bahnhofsviertel führt. So weit ist es bei der Alten Akademie zwar nicht gekommen. Die verlassene Baustelle ist einfach nur ein Schandfleck im Herzen der Stadt.
NADJA HOFFMANN