Große Liebe: Georg Maier (†) und Raphaela 2018.
In dieser Kammer sammeln sich die Iberl-Requisiten.
Im Augustiner Stammhaus ist die Iberl Bühne seit zehn Jahren zu Hause.
Interview auf der Bühne: Reporterin Andrea Stinglwagner und die Intendantin.
Ihr Herz schlägt für ihre Bühne: Intendantin Raphaela Maier. © Marcus Schlaf (2), Iberl Bühne, Heinz Weißfuß, Andrea Stinglwagner
In der Herzogspitalstraße hinter der Fußgängerzone, wo das Gewusel der Touristen langsam ruhiger wird: Dort liegt an der Hausnummer 6 mit dem Augustiner Stammhaus nicht nur Münchens „ältester Bräu“, sondern auch ein bayerischer Schatz! Die Iberl Bühne ist vor zehn Jahren von Solln hier ins Herz Münchens umgezogen – in die ehemalige Disco Sugar Shack. Am 6. Februar wird mit der Komödie „Bauernschach“ aus der Feder von Ensemble-Mitglied Florian Günther die nächste Premiere gefeiert. Direkt auf der Bühne trafen wir Intendantin Raphaela Maier (40), die Witwe des Iberl-Gründers Georg Maier.
Nächste Woche ist Premiere: Ist das Lampenfieber schon da?
Tatsächlich ist die Aufregung vor jeder Vorstellung immer da. Man weiß nie, welche Energie und welche Reaktionen von den Zuschauern einen erwartet!
Welches Publikum kommt heutzutage zu Ihnen ins Theater?
Ungefähr 30 Prozent ist Stammpublikum. Viele haben schon in Solln kein Stück von uns versäumt. Es kommen aber auch immer mehr junge Leute. Manche feiern ihren Junggesellenabschied oder Geburtstag bei uns. Eine Generationenmischung! Die Älteren kommen eher am Sonntagnachmittag, die Jüngeren am Abend und bleiben danach noch auf ein paar Bier sitzen. Viele Frauen überreden ihre Männer mitzukommen, weil: Hier können sie nebenher ein Bier trinken. (lacht)
Können die Zuschauer Bairisch?
Unterschiedlich. Es kommen auch viele Touristen aus der Schweiz oder anderen Bundesländern. Die Schweizer verstehen uns noch gut, aber Norddeutsche wohl eher nicht … Man merkt das auf der Bühne, wenn da unten jemand mit großen Augen dasitzt. Aber Spaß haben alle!
Zehn Jahre ist Ihr Theater jetzt im Herzen Münchens zu Hause. Wie denken Sie zurück?
Ich denke an unendlich viele schöne Erfahrungen, die ich mit dem Publikum und mit der Iberl-Familie erlebt habe. Wir sind ja wirklich wie eine Familie. Nach jeder Vorstellung sitzen wir Schauspieler am Stammtisch noch zusammen. Jeder hilft jedem und trägt bei, was er kann. Hansi Kraus zum Beispiel hat hinter der Bühne eine Werkstatt, wo er oft Requisiten repariert. Und hier im Herzen Münchens sind wir perfekt aufgehoben. Augustiner sagte damals: Wir passen besser rein als die Disco. „Tradition zu Tradition“, hieß es.
Was ist heute auf der Iberl Bühne anders als früher?
Manches kann man heute nicht mehr so sagen wie früher, es ist auch nicht mehr so interessant. Aber ich denke, der Spagat ist uns gut gelungen zwischen den alten Stücken von Georg Maier und den neuen. Dennoch: Wir erfinden das Rad nicht neu. Die Menschen mögen unseren Stil. Viele Leute sagen: „Bei euch wird das gleiche Bairisch geredet wie bei meiner Oma!“ Wir sind als echtes bayerisches Wirtshaustheater etwas Besonderes. Deutschlandweit vielleicht vergleichbar mit dem Ohnsorg-Theater in Hamburg.
Gibt es Geschichten, die es auf Ihrer Bühne nie geben wird?
Die Leute kommen zu uns, um zu lachen. Richtige Tragödien wird es also bei uns nicht geben. Es darf auch nicht platt, seicht und durchschaubar sein. Und die Zeit spielt eher um die Jahrhundertwende. Handy, Wörter wie „super“, „okay“ gibt‘s nicht.
Ihr Mann, der große Impresario der Iberl Bühne, ist an Silvester 2020/21 verstorben. Wie präsent ist er heute noch?
Sehr! Es ist seine Bühne, es ist sein Lebenswerk! Überall hängen noch seine Bilder und das soll so bleiben. Ich überlege oft: Wie hätte Georg das gemacht? Zum Glück konnte ich zwölf Jahre gemeinsam mit ihm arbeiten.
Ihre gemeinsame Tochter Marie ist jetzt sechs Jahre alt. Ist sie ein Theaterkind?
Sie ist ganz oft hier, spielt hinter der Bühne mit den Kostümen Verkleiden, hilft mit. Da sie schon als Baby im Tragetuch dabei war, hat sie verinnerlicht: Während der Vorstellung leise sein! Sie darf sich am Ende mit uns verbeugen. Das liebt sie! Schauspielerin will sie aber aktuell nicht werden.
Ein Wort zu Ihrem neuen Stück: „Bauernschach“, geht‘s da um das Spiel oder ums „Schachern“?
Ich will nicht zu viel verraten, aber es geht darum: Wer spielt wen aus? Vielleicht schaut am Ende der, der die Weisheit mit den Löffeln gefressen hat, mit dem Ofenrohr ins Gebirg… Der Reiz von diesem Stück ist: Hansi Kraus ist in seiner Rolle schon tot. Er steht auf der Bühne, aber niemand der Mitspieler kann ihn sehen …
Was wünschen Sie sich für die nächsten zehn Jahre?
Wir sind alle mit Herzblut dabei, so soll‘s weitergehen! Ich wünsche mir, dass wir weiterhin den Nerv der Leut‘ treffen. Und dass der BR mal wieder bei uns dreht. Es kommt, wie‘s kommt. Das hat schon mein Georg immer gewusst.
ANDREA STINGLWAGNER