An diesem Haus stand das Fahrrad von Sophia E.
Durchgezwickte Speichen und ein durchtrennter Bremsschlauch: Das Fahrrad der Münchnerin wurde manipuliert.
Sophia E. stellt ihr Fahrrad seit den Vorfällen nicht mehr vor dem Haus ihrer Nachbarn ab. © Tanja Kipke, privat
Sophia E. steigt in Thalkirchen auf ihr Fahrrad und macht sich auf den Weg zu einer Freundin. Nach wenigen Metern hört sie ein knackendes Geräusch, sie schiebt es auf die eisige Kälte. Als ihr ein Auto entgegenkommt, versucht sie zu bremsen. Rechts klappt es nicht. Links funktioniert es. Sie steigt ab und bemerkt, dass einige Speichen an ihrem Hinterrad durchgebrochen sind. Einige Tage später bringt sie ihr Radl zur Werkstatt.
Der Mitarbeiter wundert sich gleich über die abstehenden Speichen. Kurz darauf erhält die 29-Jährige einen Anruf: „Frau E., haben Sie Feinde?“. Der Werkstatt-Mitarbeiter schilderte ihr, das Fahrrad sei „ganz klar böswillig manipuliert“ worden. Er erkenne die Spuren der Zange genau, beim linken Bremszug sei ebenfalls versucht worden, ihn durchzuzwicken. Die Münchnerin ist schockiert: „Wer macht denn so was?“ Sie sei „absolut sprachlos und erschüttert“. Mit einem Aushang an drei Laternen in der Straße warnte E. ihre Nachbarn und bat zugleich um Zeugen.
„Genau hier ist es passiert, in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar“, sagt E. und zeigt auf die Fahrradständer an ihrem Nachbarhaus. Mehrfamilienhaus reiht sich hier an Mehrfamilienhaus. Die ruhige Seitenstraße sieht aus wie jede andere in Thalkirchen. Seit Monaten verhindern Bauarbeiten am Haus der 29-Jährigen, dass sie ihr Fahrrad – wie sonst – im Innenhof oder der Tiefgarage abstellen kann. Daher parkt sie es seitdem bei ihren Nachbarn. Einmal wurde E. von einer Nachbarin angesprochen, die vom Balkon aus beobachtet hatte, wie sie ihr Fahrrad absperrte. „Ja, wohnen Sie denn hier?“ Offensichtlich fiel es auf, dass mehr Fahrräder auf dem Parkplatz stehen als sonst. „Ich dachte eigentlich nicht, dass ich jemanden den Platz weggenommen hätte. Es war immer was frei.“ E. ist sich sicher, dass jemand aus ihrem Nachbarhaus ihr Rad manipuliert hat. Auf ihren Aushang meldete sich eine Nachbarin, ihr sei etwas Ähnliches passiert. „Ich hatte einige Wochen zuvor mein Fahrrad an der gleichen Stelle wie Sophia E. geparkt und wurde dabei von einem Herrn angesprochen“, erzählt die Dame, die anonym bleiben möchte, unserer Redaktion. „Ich habe ihm erklärt, dass ich nebenan wohne und wegen der Baustelle das Radl nur ausnahmsweise in der Nachbarschaft abstelle“. Ein paar Tage später wollte sie ihr Fahrrad holen und bemerkte, dass um ihren Hinterreifen und das darüberliegende Schutzblech Panzertape gewickelt war, sodass sie es nicht mehr bewegen konnte. „Außer dem Ärger darüber gab es keinen Schaden. Ich habe auf Nachbarschaftshilfe gehofft und niemals mit so einer Überreaktion gerechnet.“
E. hat Anzeige bei der Münchner Polizei erstattet – ohne Ergebnis. Was bleibt, ist ein mulmiges Gefühl beim Blick auf ihr Nachbarshaus.
Tanja Kipke