Schon gewählt: Simon Göllner hat sein Kreuzchen gesetzt.
Am Wahltag auf Sizilien: Renate Gerlach plant Urlaub.
Unterlagen abgeholt: Peter Iwanow ist vorbereitet.
Briefwahl ist beliebt: Im Bürgerbüro Pasing kam es schon zu Warteschlangen. © Gautier (3), Schmidhuber
Simon Göllner (30) hat 19 Tage Vorsprung. Um Punkt 14.54 Uhr am Dienstag verlässt er das Kreisverwaltungsreferat an der Ruppertstraße. Der Doktorand hat gerade seine Stimme abgegeben – für die Bundestagswahl. Dabei ist die erst am 23. Februar. Wie das geht? Göllner hat Briefwahl beantragt – laut KVR als einer von 392 000 Münchnern. Am Dienstag durften die ihre Unterlagen in den zuständigen Bürgerbüros erstmals abholen. Und wer wollte, konnte vor Ort sein Kreuzchen machen und den Wahlzettel gleich abgeben: Münchens Erst-Wähler!
Für Göllner ein guter Service: „Ich bin am Wahltag wahrscheinlich nicht in München, da hab ich mir gedacht, ich mache das gleich. Ich hatte gerade etwas Zeit.“ Da das Wählen auch direkt vor Ort erlaubt sei, habe er das ebenfalls schon erledigt. „Es ist nicht ganz einfach, denn man muss ganz genau aufpassen, welchen Zettel man in welchen Umschlag schiebt.“
Laut KVR boomt die Briefwahl. „Es ist irre viel los“, sagt KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl (Grüne). Das sorgte zum Beispiel in der Bezirksinspektion West in Pasing für lange Schlangen: Grund für die Wartezeiten dort war laut Sprecherin vor allem, dass viele Wahlberechtigte mit Vollmacht kamen, um auch Unterlagen für andere mitzunehmen – meist für ihre Ehepartner. Die Behörde reagierte schnell: „Das Personal wurde deshalb im Lauf des Tages aufgestockt.“ Im KVR selbst lief am Dienstag alles glatt. Sammüller-Gradl hatte besonders viele Sachbearbeiter in der Abholstelle abgestellt. „Wir wollten vorbereitet sein.“ Das Ergebnis: viele Leute, aber kaum Schlangen.
Auch Renate Gerlach (74) wählt heuer früher. „Ich bin am Wahltag auf Sizilien mit einer Reisegruppe und habe mir gedacht, was weg ist, ist weg.“, sagt die Rentnerin. „Deswegen bin ich gleich hergekommen und habe auch sofort gewählt. Es war verflixt viel los, aber es ging sehr fix.“ Nach zwei oder drei Minuten sei sie auch schon wieder fertig gewesen mit dem Urnengang. „Und einen Stuhl gab es auch zum Sitzen, das hat mich gefreut. Im Stehen kann ich nicht immer so schwer entscheiden.“
Laut KVR gibt es dieses Jahr mehr Briefwähler als noch zur Bundestagswahl 2021. Am 4. Februar holten 4200 Münchner ihre Briefwahlunterlagen ab. Einer von ihnen ist Pensionist Peter Iwanow (58). „Ich bin überzeugter Briefwähler, das haben wir in der Familie schon immer so gemacht. Ich war gerade bei einem Arzttermin und bin hier vorbeigekommen, da habe ich mir gedacht, ich hole mir gleich die Unterlagen ab.“ Sein Kreuz will er aber zu Hause machen. „Morgen hab ich wieder in der Nähe zu tun und werde den Wahlzettel ausgefüllt beim KVR einwerfen.“ Mit 18 Tagen Vorsprung zählt das sicher auch zu den Erst-Stimmen.
THOMAS GAUTIER