Seit Jahrzehnten warten die Neuperlacher auf ihr Bürgerhaus. © Delugan Meissl/Helmut Wimmer
„So geht’s nicht weiter!“ Die Ansage von Bezirksausschuss-Chef Thomas Kauer (CSU) ist deutlich. Seit 50 Jahren wartet Neuperlach nun schon auf ein eigenes Bürgerhaus, doch außer einer Zwischennutzung tut sich auf dem Hanns-Seidel-Platz nichts. Im Mehrjahresinvestitionsplan der Stadt sind nicht mal mehr Planungskosten verzeichnet.
„Setzen wir jetzt ein Schock-Signal, nicht die 35. Frist“, rief Kauer seine BA-Kollegen auf. Die klare Botschaft an die Stadt lautet: „Wenn Ihr es nicht selber könnt, dann lasst es andere machen.“ Damit „mehr Dampf“ dahinter kommt, forderte die CSU den Verkauf des Grundstücks.
Doch das kommt für die Mehrheit der Stadtteilpolitiker nicht in Frage. „Wir sollten den Hanns-Seidel-Platz nicht völlig aus der Hand geben, wir wollen noch ein Mitspracherecht haben“, so Werner Nüßle (Grüne). Auch die SPD wehrte sich vehement gegen den Verkauf eines „so zentralen Grundstücks in Neuperlach“. Sie glaube nicht an die „Magie des Privaten“, erklärte Helena Schwinghammer (SPD). „Da kommt lange nicht das Projekt raus, das wir da haben wollen.“
Eigentum verpflichte, setzte Kauer dagegen. „Bisher ist die Stadt dieser Verpflichtung definitiv nicht nachgekommen und schlechter kann’s eigentlich nicht mehr werden.“ Es werde immer Projekte geben, die für die Gesamtstadt wichtiger sein werden. „Wir verlieren dieses Rennen nun seit 50 Jahren.“ Eine bürgerschaftliche Nutzung könne Privat genauso gut bauen, „bei Kitas geht’s ja auch“. Zudem sei klar, dass die Struktur und Architektur der bisherigen Planung so eh nicht mehr drin sei, sagte Simon Soukup (CSU). Man werde abspecken müssen.
Passieren müsse was, fand jedoch auch Nüssle. „Sonst geht es noch jahrelang so weiter, ich wäre ja froh, wenn 2037 was steht.“ Die meisten der „Ureinwohner“ Neuperlachs würden das dann wohl nicht mehr miterleben, warf Astrid Schweizer (SPD) ein.
Nach intensiver Diskussion und Nachhilfe von zwei Juristen aus dem Gremium einigte man sich schließlich auf die Forderung, die sogenannte Nordparzelle „an Dritte zur Bebauung zu vergeben, ohne das städtische Eigentum auf Dauer aufzugeben“. Damit kommt zum Beispiel die Vergabe im Erbbaurecht in Frage. Allerdings müssten sich die Interessenten verpflichten, binnen fünf Jahren „ein stadtbildprägendes, ikonisches Gebäude“ zu errichten, in dem dauerhaft ein multifunktional nutzbares Bürger- und Kulturzentrum samt Vollgastronomie einziehen kann. Auch auf das Flugdach des Siegerentwurfs beim Architekturwettbewerb von 2013 könne man allerdings verzichten.
Oder die Stadt baut doch selbst. „Aber es braucht endlich mal ein Eingeständnis der Stadt, um neuen Schwung ins Projekt zu bringen“, so Kauer. „Wir täten uns auch mit der Zwischennutzung leichter, wenn wir für die Zeit danach eine echte Perspektive hätten.“
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