Blick in eine andere Zeit: die Empfangshalle 1894.
Eine Institution: das bekannte Böhmler-Haus im Jahr 1875 in der Altstadt. © Böhmler (3)
Im Familienkreis: Johann Georg Böhmler (3. v. re) etwa 1925 mit Sohn Georg (4. v. re.).
Geschäftsführer Thomas und Matthias (r.) Böhmler auf dem Eisberg-Sofa „Pack“. © M. Götzfried
Das waren Zeiten, als im Tal noch Münchens sämtliche Möbelhäuser logierten. Segmüller, Hess, Schlafzimmer Stephan und andere fanden sich dort. Sie sind alle auf die grüne Wiese gezogen oder geschlossen. Nur einer nicht: Böhmler. Das Einrichtungshaus glänzt wie eh und je. „Wir werden dieses Jahr 150 Jahre alt“, freut sich Geschäftsführer Thomas Böhmler, „mit meinem Neffen Matthias Böhmler ist mittlerweile die fünfte Generation in die Geschäftsleitung eingestiegen. Auf so eine lange Unternehmensgeschichte sind wir stolz.“
Das Traditionsunternehmen habe sich gut gehalten, weil es sich nicht nach Massentrends richtet, erläutern die Chefs. „Wir treten nicht gegen Lutz und Höffner an, sondern bedienen das Premium-Segment“, so Thomas Böhmler (60), „unsere Kunden stammen aus der oberen Mittelschicht, die ist krisensicher.“ Neffe Matthias (40) ergänzt: „Unsere Marken vertreten ruhigen Luxus. Stücke von Vitra, Cassina, Poliform und dergleichen kann man lange behalten. Extravaganz, teils mit Augenzwinkern, ist eine unserer Charakteristiken.“ Fürs Foto posieren die zwei Geschäftsführer (eine dritte Geschäftsführerin leitet die Tochterfirma für Büroausstattung) auf einer Polster-Eisscholle mit Eisbärlehne von Edra.
Was ausschließlich Architekten wissen: Böhmler richtet nicht nur Privathäuser und -wohnungen ein, sondern stattet auch Büros und Firmengebäude mit Böden aus. Die Sparte ist riesig, sie bringt um die 45 Millionen Euro Umsatz im Jahr, wogegen Möbel und Teppiche „nur“ 13 Millionen ausmachen. „Gab es einmal Umsatzeinbrüche im Einrichtungsbereich, etwa während der Ölkrise in den 1970er-Jahren oder in der Finanzkrise 2008, hat das Bodensegment stets alles andere gerettet“, erklärt Thomas Böhmler. „Es gibt kaum ein Gebäude in der Landeshauptstadt, das nicht mindestens zu 50 Prozent mit Böhmler-Böden ausgelegt ist. Microsoft oder die Allianz Arena sind Beispiele.“ Hinzu kommt, dass das Haus am Tal 11 seit 1894 der Firma gehört – so haben weder Mieterhöhungen noch Spekulanten eine Chance, das 1875 von Johann Georg Böhmler gegründete Unternehmen in die Misere zu stürzen.
Es gibt also viele Gründe, das besondere Jubiläumsjahr zu feiern. Zum Beispiel gibt es jeden Monat Sonderaktionen mit einzelnen Marken. Einige Beispiele: Im Januar wurde ein spezieller München-Teppich von Jan Kath vorgestellt, im Februar kostet das Poliform-Sofa „Ernest“ 15 Prozent weniger.
Im Herbst kommen Handwerker aus Luxus-Manufakturen zu Besuch. Und Ende Mai steigt eine Jubiläumsfeier im Bergson. Am heutigen Samstag laden die Böhmlers aber erst einmal zum Opernstudio ins eigene Haus. Denn Förderer im Inner Circle der Staatsoper sind sie obendrein. Kultur und Interieur-Design gehören bei Böhmler eben zusammen.
ISABEL WINKLBAUER