Dieser Platz im Lehel wurde nach dem Schriftsteller Lion Feuchtwanger benannt. © Marcus Schlaf
Im vergangenen Jahr hat die Stadt München den Platz an der Kreuzung Thiersch- und Liebherrstraße nach dem Schriftsteller Lion Feuchtwanger benannt. Nun soll dort auch ein Schild angebracht werden, das erklärt, wer Feuchtwanger eigentlich war. Was auf dem Schild konkret stehen soll, führte nun aber zu einer kontroversen Debatte bei der Bezirksausschusssitzung (BA) Altstadt-Lehel.
Feuchtwanger wurde in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren und ist einer der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. 1933 floh Feuchtwanger in die USA und konnte so sein Leben vor dem NS-Regime retten. Im BA stand ein Punkt im Fokus: Soll auch eines seiner Werke auf dem Erläuterungsschild erwähnt werden? Vorgeschlagen wurde „Jud Süß“, doch vonseiten der Freien Wähler und FDP gibt es Kritik: Das sei „NS-Propaganda“, meint etwa Karin Schnebel. Das Buch wurde 1940 von Nationalsozialisten verfilmt. Durch „Jud Süß“ sei Feuchtwanger nicht bekannt gewesen, der Film dagegen sei sehr populär – und würde mit der Erwähnung des Buches direkt assoziiert werden.
Grüne und SPD hielten dagegen: „Von NS-Propaganda zu sprechen, das ist schon ein hartes Ding“, sagte Maria Kyriazopoulou (SPD). „Wir zensieren hier nicht.“ Eine demokratische Gesellschaft sei in der Lage, damit umzugehen und zu differenzieren. Und wer das Schild für Propagandazwecke nutzen wolle, würde dies so oder so tun. Nun stehen die Optionen im Raum, auf eine Bucherwähnung ganz zu verzichten oder ein anderes Werk zu nennen. Die finale Formulierung des Erläuterungsschildes wurde vertagt.
ABL