Enttäuscht von der Post: Claudia Dexl mit dem angeblich falsch frankierten Brief. © Michael Westermann
Zweimal im Jahr verschickt Claudia Dexl rund 700 Briefe an alle Mitglieder des Fibromyalgie-Vereins Bayern, dessen Vorsitzende sie ist. Wer unter dieser schweren chronischen Erkrankung leidet, muss einen Faser-Muskel-Schmerz ertragen. Inhalt des Briefes: wichtige Informationen, Tipps, Termine und den aktualisierten Zugangscode für den nicht-öffentlichen Onlinebereich.
Am 10. Dezember 2024 war es wieder so weit. „Ich habe die ganzen Briefe bei der Postagentur an der Wendl-Dietrich-Straße in München-Neuhausen abgegeben“, sagt Dexl. Jedes DIN-A4-Kuvert war frankiert mit 1,60 Euro, dem Porto für Großbriefe.
Am 11. Februar 2025, also zwei Monate später, erhielt Claudia Dexl einen dieser Briefe zurück, der nach 84562 Mettenheim-Hart gehen sollte. Aufgeklebt war ein Vermerk, dass eine Beförderung nicht durchgeführt werden kann, weil „die Vorgaben der Deutschen Post für Frankierung nicht erfüllt sind“.
Die Münchnerin traute ihren Augen nicht und fragte, „in welchem Loch bei der Post dieser Brief zwei Monate rumgehangen hat“. Richtig ist zwar, dass der Brief am 11. Februar 2025 falsch frankiert war – seit Jahresanfang muss eine Marke im Wert von 1,80 Euro auf einem derartigen Brief kleben. Aber zum Zeitpunkt der Portoerhöhung hätte die Sendung längst zugestellt sein müssen.
Laut Postgesetz müssen mindestens 95 Prozent der Briefe und Pakete in Deutschland innerhalb von drei Werktagen ausgeliefert werden. 99 Prozent müssen nach vier Werktagen ankommen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Briefe des Fibromyalgie-Vereins nicht korrekt verschickt werden. „Bei jedem großen Postversand“, also zweimal im Jahr, „haben wir Ärger mit der Post, weil richtig adressierte Briefe nicht zugestellt werden“, sagt Dexl. Sogar ein Einschreibebrief mit Original-Unterlagen verschwand auf Nimmerwiedersehen und konnte trotz Sendungsverfolgung nicht mehr ausfindig gemacht werden. „Die Post macht, was sie will auf dem Rücken der Bürger, die das Porto für nicht zugestellte Briefe bezahlen. Das ist Betrug am Kunden“, sagt die Vereinsvorsitzende.
Wir haben die Post mit dem Fall konfrontiert. „Für die lange Brieflaufzeit und Rücksendung des Briefes wegen nicht vollständiger Freimachung entschuldigen wir uns bei der Kundin“, so das Unternehmen.
Eine Erklärung für die zweimonatige Brief-Laufzeit hat die Post nicht: „Bei der eingelieferten Sendung handelt es sich um einen Großbrief ohne Zusatzleistung. Bei diesem erfolgt kein Nachweis der Ein- und Auslieferung. Deshalb können wir zu der verzögerten Laufzeit keine Aussage treffen. Fest steht, dass derartig lange Laufzeiten, auch in Spitzenzeiten wie vor Weihnachten, sehr selten vorkommen.“
Die Post bittet um Verständnis: „Unsere Brief- und Paketzusteller liefern jeden Werktag rund 46 Millionen Briefe und mehr als 6,2 Millionen Pakete aus. Natürlich können wir als flächendeckender Postdienstleister Unregelmäßigkeiten nicht gänzlich ausschließen.“
Inzwischen hat Dexl einen Entschuldigungsbrief der Post erhalten und als Kompensation Briefmarken zur Erstattung des Portos, das sie zusätzlich aufwenden musste. Sie hofft jetzt schon inständig, dass ihre nächste Vereinspost pünktlich bei den Mitgliedern ankommt.
VOLKER PFAU