Spurensuche im Bundestag

von Redaktion

Wie wurde Farhad Noori vom Modeverkäufer zum Mörder?

War gern gut angezogen: Attentäter Farhad Noori. © instagram

OB Reiter musste im Bundestag Fragen zu ihm beantworten. © Yannick Thedens (2)

Mit seinem Mini raste der Attentäter in die Verdi-Demo und tötete zwei Menschen.

Farhad Noori (24) liebt Mode. Auf Instagram präsentierte sich der Terror-Fahrer von München mit Dior-T-Shirt, im Anzug, in teurer Winterjacke. Jetzt kam raus: Der Afghane, der am 13. Februar in München zwei Menschen tötete und 37 verletzte, hatte in einer großen Modekette für günstige Klamotten gearbeitet. Er wurde vom Modeverkäufer zum Mörder.

In der Sondersitzung des Innenausschusses des Bundestags ging es gestern um Nooris Todesfahrt in die Verdi-Demo in der Seidlstraße. Per Video dabei: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), BKA-Vizepräsident Jürgen Peter, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und Münchens OB Dieter Reiter (SPD).

Die Ermittler gehen von einem religiösen Hintergrund aus. Radikalisiert haben soll sich Noori erst ab Oktober 2024. Wie genau? Das ist unklar. Ausschussmitglieder wollten wissen, ob er sich die Demo gezielt ausgesucht hatte. Das kommentierte der Generalbundesanwalt nicht. Ebenso wenig die Frage, ob Noori die Tat just an diesem Tag geplant hatte. Klar ist: Er war zum Tatzeitpunkt fahrtüchtig. Er war laut Teilnehmern nicht betrunken, stand nicht unter Drogen.

Laut Joachim Herrmann war Noori zuvor nie auffällig gewesen. Er besuchte eine nichtextremistische Moschee. Er hatte einen Mittelschulabschluss, bekam einen Ausbildungsvertrag bei der Klamotten-Kette. Laufzeit: September 2020 bis August 2022. Ein Abschlusszeugnis lag Teilnehmern zufolge laut OB Reiter nicht vor. Eine Lücke in der Dokumentation? Oder hatte Noori die Ausbildung abgebrochen? Auch das unklar. Später arbeitete Noori für eine Sicherheitsfirma. Dafür ist eine Sicherheitsüberprüfung notwendig.

Der Polizei wurden im Ausschuss keine Vorwürfe gemacht. Noori war von hinten an drei Polizeifahrzeugen vorbei in die Streikenden gerast – dabei überfuhr er Ingenieurin Amel (37) und ihre Tochter Hafsa (2). Sie wurden am 15. Februar für tot erklärt. „Die Beamten hatten keine Reaktionsmöglichkeit“, so ein Ausschuss-Teilnehmer.

Laut Mitgliedern sollte OB Dieter Reiter erklären, warum der Attentäter überhaupt in München war. Denn: Die Stadt München hatte ihm im April 2021 eine Duldung und im Oktober 2021 einen Aufenthaltstitel erteilt – obwohl sein Asylantrag zuvor abgelehnt worden war. Ein Grund für die Duldung sei im Ausschuss nicht genannt worden, heißt es.

Nach der Sitzung mahnte Innenministerin Faeser: „Das Leid der Opfer darf keinesfalls für Stimmungsmache missbraucht werden.“ CSU-Abgeordnete Andrea Lindholz kritisierte: „Das Asylverfahren von Farhad N. hat fast vier Jahre gedauert. Trotz negativen Ausgangs durfte er dann im Land bleiben. Das ist keine geordnete, an unseren Interessen und Möglichkeiten ausgerichtete Migrationspolitik. Hier braucht es eine echte Wende, wenn wir die grundsätzliche Hilfsbereitschaft in unserer Bevölkerung dauerhaft bewahren wollen.“ CDU-Innenexperte Marc Henrichmann forderte mehr Kompetenzen für die Behörden. Sie müssten „künftig gerade bei solchen Täterprofilen in die Lage versetzt werden, Radikalisierungen besser und früher zu erkennen“.
THOMAS GAUTIER

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