Experte: Professor Karl-Christian Bergmann. © ECARF
Im Frühling explodiert die Natur. Allergiker haben an blühenden Wiesen aber kaum Freude. © Panthermedia
Niesen, Augenbrennen, Halskratzen – mit dem Frühlingsanfang beginnen für Allergiker wieder qualvolle Monate. Heuschnupfen hat sich zur Volkskrankheit entwickelt, laut Robert-Koch-Institut leiden rund zwölf Millionen Menschen in Deutschland an einer Pollenallergie. Für Betroffene gibt es im Jahr kaum mehr Verschnaufpausen, in Großstädten verstärken Schadstoffe in der Luft die Allergiesymptome sogar noch.
Schon im Dezember hatten Hasel und Purpurerle an milden Tagen ein Kurzgastspiel, so die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID), die seit 1983 Pollenkonzentrationen in der Luft untersucht. Auf der Internetseite des PID (pollenstiftung.de) findet man eine tägliche Vorhersage der Pollenflugbelastung.
„Der Klimawandel verändert die Flugzeiten der Pollen“, sagt der PID-Vorsitzende Professor Karl-Christian Bergmann, der auch Leiter der klinischen Studien bei ECARF (Europan Centre for Allergy Research Foundation) und an der Entwicklung von allergikerfreundlichen Apfelsorten beteiligt ist. „Der Klimawandel führt dazu, dass die Pollen von Gräsern und krautigen Pflanzen länger in den Herbst hineinfliegen, während umgekehrt die Bäume früher im Jahr zu blühen beginnen. Dies hat gravierende Folgen für Millionen von Allergikern, allein in Deutschland.“
Besonders in Süddeutschland, wo in den nächsten Tagen frühlingshafte Temperaturen angesagt sind, sind Hasel-, Erlen-, Eiben- und auch Pollen von Zypressengewächsen, die aus dem Süden Frankreichs im Süden Deutschlands eintreffen, auf dem Vormarsch. „Der weitere Verlauf der Pollensaison ist genauso ungewiss wie das Wetter der nächsten Wochen und Monate“, sagt Bergmann. Auf Linderung dürfen Birkenpollen-Geplagte in diesem Jahr hoffen: Für die Birke sei nach einem starken Aufkommen im Vorjahr für 2025 eine „unterdurchschnittliche Saison“ wahrscheinlich.
Doch nicht nur die Pollenflugsaison hat sich durch den Klimawandel verändert. Auch die Symptome, die Baum- und Gräserpollen hervorrufen können, sind stärker geworden. Bergmann: „In Großstädten ist die Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden hoch. Die Kombination von Pollen und diesen Luftschadstoffen führt zu einer Intensivierung der Symptome.“
Wer an Symptomen leidet, sollte den Heuschnupfen so früh wie möglich abklären lassen. Das rät der Münchner Dermatologe Dr. Christoph Liebich. Denn: „Wenn diese Allergie nicht behandelt wird, kann ein allergisches Asthma entstehen. Man spricht von einem Etagenwechsel, weg von den oberen hin zu den unteren Atemwegen.“ Der erste Schritt sei ein Pricktest zur Prüfung eines Allergieverdachts beim Arzt. Wenn bekannt ist, welche Pollen die Allergie auslösen, könne mit einer Hypersensibilisierung begonnen werden. „Hierbei wird dem Allergiker das für ihn relevante Allergen zugeführt, um den Körper so daran zu gewöhnen.“ Innerhalb von drei bis fünf Jahren könne durch die Behandlung eine „merkliche Reduktion der Symptome und auch eine Verringerung der Medikamente“ erreicht werden.
DANIELA POHL