Der Moshammer-Mord sorgte 2005 für Schlagzeilen.
Zu den großen Fällen von Helmut Eigner gehörte der Isarmord an Domenico Lorusso.
Ermordet in Nepal: Sabine Grüneklee. © mzv-archiv
Cold Case Sonja Engelbrecht: Wer ist ihr Mörder?
Abschied nach 30 Jahren bei der Mordkommission: Helmut Eigner geht zum 1. März in den Ruhestand. © Hartmann, Schlaf, MM-Archiv, Westermann, Wöstmann/dpa
Seinen Schreibtisch an der Hansastraße hat Helmut Eigner schon im Sommer geräumt. Dabei wanderten die vielen Fahndungsplakate, Porträtfotos und Tatortbilder, die zuvor an seiner großen Pinnwand hingen, in die mitgebrachten Kartons. 30 Jahre Mordkommission haben Spuren und Erinnerungen hinterlassen. Auch heftige Bilder, mit denen nicht jeder Mensch umgehen kann.
„Für mich war das nie ein Problem“, sagt der 61-jährige. Als Kriminalpolizist ist er aus härterem Holz geschnitzt. Wobei: Das Zusammenpacken seiner Sachen nach so langer Zeit im legendären Kommissariat 11 war auch für Helmut Eigner mit Wehmut verbunden. Nun freut sich der Münchner auf einen neuen Lebensabschnitt. Zum 1. März geht „Mister Cold Case“ offiziell in den Ruhestand. Richtig Schluss ist dann aber auch wieder nicht. Denn: Mord verjährt bekanntlich nicht.
Aktuell wird einer von den K11-Altfällen, die Eigner seit 15 Jahren speziell bearbeitet, am Landgericht verhandelt. Es geht um den Tod einer vierfachen Mutter Seher Ö. aus dem Jahr 2000. Diese wurde getötet und im Anschluss leblos in ihrer Wohnung aufgefunden. Zu dem laufenden Prozess darf sich Helmut Eigner nicht äußern. Er wird ihn aber wohl noch bis April begleiten. Die Pension muss noch ein bisschen warten. Und: Sie darf auch in Zukunft sehr gern unterbrochen werden.
Das würde nämlich bedeuten, dass in einen Altfall doch noch Bewegung gekommen ist. Seit 2010 lag Eigners Hauptaufmerksamkeit auf den „Cold Cases“, den ungelösten Fällen. Seit 1995 ist er schon bei der Mordkommission. Und hatte es mit vielen Verbrechen zu tun. Dazu zählen: der Tod von Rudolph Moshammer, der Isarmord, die toten Kinder in Krailing, die Suche nach Sonja Engelbrecht oder auch aktuell der mysteriöse Vermisstenfall Vanessa Huber. Seine Arbeit in der Mordkommission 2 – insgesamt gibt es im Kommissariat 11 fünf Abteilungen – hat ihn bis nach Nepal gebracht. Dort wurde Sabine Grüneklee aus Forstenried im Jahr 2005 umgebracht. Die Münchner Mordkommission arbeitete eng mit den Behörden in Fernost zusammen. Sie waren dem Täter auf der Spur. „Und ich bin bis heute davon überzeugt, dass es sich um einen Serientäter gehandelt hat.“ Doch waren die Ermittlungen leider nicht erfolgreich, es gab nie eine Festnahme. Wenn Helmut Eigner davon erzählt, ist noch immer sein Ärger zu spüren. Er ist ein Vollblut-Ermittler. Doch Rückschläge gehören dazu. „Du brauchst Geduld, Ausdauer und Hartnäckigkeit“, sagt er mit Blick auf die Arbeit in der Mordkommission. Zugleich darf man die Hoffnung nie aufgeben. Täter begehen irgendwann Fehler, müssen ihr Gewissen erleichtern oder werden doch noch verraten.
Dieser eine Moment, wenn es in einem Fall eine Wende gibt… Wenn klar ist, dass er aufgeklärt werden kann: Momente wie diese wird Eigner nicht vergessen. „Dann geht der Puls hoch.“
Gut 250 ungeklärte Fälle wurden seit dem Jahr 1960 von den fünf Münchner Mordkommissionen immer wieder unter die Lupe genommen. In seiner Zeit bei K11 blickt Helmut Eigner auf über 100 Fälle zurück, an denen er gearbeitet hat. Auf acht Sonderkommissionen, in denen er maßgeblich beteiligt war. Nun freut er sich auf Zeit mit den Menschen, die ihm am Herzen liegen. In den vergangenen 30 Jahren hat der Kommissar wohl alle Facetten des Bösen gesehen. Trotzdem glaubt er weiter an das Gute im Menschen. Das ist vielleicht das größte Kompliment an das Leben, das jemand geben kann.
NADJA HOFFMANN