Die Münchner Polizei führt häufig Verkehrskontrollen durch – und erwischt dabei auch Rauschgift-Konsumenten. © Hartmann, dpa, Götzfried
Die Legalisierung von Cannabis ist bis heute umstritten. Die neueste Verkehrsstatistik der Polizei zeigt, warum. Denn: Immer mehr Autofahrer sitzen in Stadt und Landkreis München bedröhnt hinterm Lenkrad. Die Zahl derjenigen, die bekifft beim Fahren erwischt werden, ist um satte 52 Prozent in einem Jahr nach oben gegangen! Ein Anstieg, der selbst die Befürchtungen des Präsidiums übertrifft. „Wir haben schon einen Anstieg erwartet“, sagte Vizepräsident Christian Huber am Donnerstag, „aber nicht in dem Ausmaß“.
Huber betonte bei der Vorstellung der Verkehrsstatistik, dass sich die Polizei München 2024 deutlich gegen die von der damaligen Ampel-Regierung gewollte Legalisierung von Cannabis ausgesprochen hatte. Die Zahlen passen dazu: Etwa bei den Unfällen, die auf Drogenkonsum zurückgehen. Hier gibt es einen Anstieg von 5,6 Prozent von 71 auf 75 Fälle. Dabei wurden 45 Personen verletzt, sieben davon schwer.
Grundsätzlich offenbarten die verstärkten Kontrollen der Polizei eine beunruhigende Entwicklung: Demnach verzeichnet das Präsidium bei den erwischten Fahrten unter Drogeneinfluss (neben Cannabis auch Kokain & Co.) ein dickes Plus von 47 Prozent: Statt 1517 Personen wie im Vorjahr wurden 2230 high im Auto erwischt. Darunter waren 850 Cannabisverstöße. „Das ist ein eklatanter Anstieg“, erklärte der Vizepräsident mit Blick auf die auffälligen Zahlen. Zugleich rief Huber in Erinnerung, dass bei den Ergebnissen grundsätzlich ein Zusammenhang dazu besteht, wie aktiv die Polizei ist. Je mehr Kontrollen es gibt, desto höher die Fallzahlen. In München sei der Kontrolldruck hoch. Grundsätzlich gilt: Wer kifft und Autofahren will, darf nicht mehr als 3,5 Ng THC im Blut haben. Wer dagegen verstößt, riskiert laut ADAC 500 Euro Geldstrafe, einen Monat Fahrverbot und zwei Punkte in Flensburg. Und: Wenn ein Alkohol-Verstoß hinzukommt, verdoppelt sich die Geldstrafe auf ganze 1000 Euro.
Positiv fällt in der Statistik auf, dass es bei den Unfällen mit Fahrradfahrern einen leichten Rückgang (1,2 Prozent) gibt. Ansonsten gehen aber die meisten Zahlen rauf. 2024 ist es zu mehr Unfällen gekommen: Pro Tag kracht es in München 136 Mal. 36 Mal kommt es dabei pro Tag zu einer Fahrerflucht. Insgesamt wurden 49 759 Unfälle (plus 2,7 Prozent) verzeichnet. Die Folgen sind gravierend: Es gab 625 Verletzte (603 im Vorjahr) und 19 Todesopfer (12 im Vorjahr). Bei den Verkehrstoten fällt laut Huber auf, dass es sich dabei größtenteils um Senioren handelt, also Münchner, die älter als 65 Jahre sind. Zehn Fußgänger überlebten die Folgen eines Unfalls nicht: Acht davon waren Senioren. 2024 starben fünf Radfahrer: Vier davon waren Senioren. Huber versucht, gerade auch Familienangehörige zu sensibilisieren: Wie verhalten sich Senioren im Straßenverkehr, sind sie mit ihrer Kleidung gut sichtbar? Tragen sie auf dem Fahrrad einen Helm? Dazu rät der Vizepräsident der Polizei übrigens allen Münchnern mit Nachdruck. Auch wenn ein Helm vielleicht die Frisur ruiniert: Sicherheit gehe auf jeden Fall vor.
N. HOFFMANN