Wirbel beim Münchner „Ehrenmord“-Fall: Hayati Ö. (57) soll vor 25 Jahren seine Ehefrau erdrosselt haben, weil sie sich im Februar 2000 scheiden ließ, einen anderen Mann hatte. Die Tat hatte Ö. angeblich einem Freund gestanden – er meldete sich aber erst vor zwei Jahren bei den Behörden, um sein Gewissen zu erleichtern.
Entlasten soll den Angeklagten hingegen sein Bruder: Aber um den ist vor Gericht ein großer Streit entbrannt. Denn Richter Norbert Riedmann soll den Bruder mit den Worten „Sie halten jetzt Ihr Maul“, beleidigt haben – noch während der Zeugenaussage. Zuvor hatte der Bruder dargelegt, warum Hayati Ö. aus seiner Sicht nicht der Täter sein könne.
Nach der mutmaßlichen Entgleisung des Vorsitzenden hatte Verteidiger Adam Ahmed einen Antrag gestellt, den Richter von dem Verfahren zu entbinden, da dieser „genervt und überarbeitet“ wirke. Sein Mandant habe zudem „kein Vertrauen mehr in die Unbefangenheit des Richters“, so Ahmed.
Aber: „Der Befangenheitsantrag gegen die Berufsrichter wurde als unbegründet zurückgewiesen“, teilt Gerichtssprecher Laurent Lafleur mit. Die Äußerung des Vorsitzenden sei in der konkreten Situation und im Kontext nicht als Beleidigung zu werten. Denn vorausgegangen war „ein lautes und aufbrausendes Verhalten des Zeugen“: Dieser war „unter anderem aufgeregt von seinem Stuhl aufgesprungen“ und „unter lauten Ausführungen zur Richterbank gelaufen, um dort unaufgefordert Unterlagen zu überreichen“. Zudem habe er sehr ungehalten und laut reagiert – der Richter hatte ihn bereits mehrmals ermahnt, ruhig zu sein.
A. THIEME