Die Zufahrtsstraßen waren dicht. Insgesamt gab es 39 Sperren entlang der Zugstrecke.
Rund 28 Gruppen nahmen am Gaudiwurm teil, darunter viele Faschingswagen. Die meisten waren unpolitisch, so wie üblich bei dem Umzug in Oberföhring. © Yannick Thedens (4)
München – In schlimmen Zeiten hilft oft nur Humor. Margot Umstätter, Feder-Haarreif, 20er-Jahre-Kleid, steht am Straßenrand und kreischt: „Das sind die besten Wagen überhaupt!“ Sie deutet auf ein Polizeiauto und einen Lkw, die das Schlusslicht des Faschingszugs bilden, eine Barriere. Konfetti und Bonbons fliegen durch die Luft, Musik wummert aus den Boxen. Trotz des erhöhten Sicherheitsaufgebots wollte die 50-Jährige unbedingt hierherkommen. „Von bösen Leuten wie Attentätern lassen wir uns nicht alles kaputt machen.“
Hintergrund: In der Innenstadt waren nach dem Attentat vom 13. Februar heuer alle großen Faschingsveranstaltungen abgesagt worden. Auch der legendäre Tanz der Marktfrauen auf dem Viktualienmarkt findet deshalb morgen nicht statt.
Anders in Oberföhring und Johanneskirchen im Nordosten der Stadt. Dort schlängelte sich gestern der traditionelle Gaudiwurm durch die Straßen – und das vor großem Publikum. Frank Grauel schätzt, dass heuer doppelt so viele Zuschauer da waren wie in den vergangenen Jahren. Er ist erster Vorstand der Faschingsgesellschaft Feringa, die den Umzug seit mittlerweile 40 Jahren veranstaltet. Im Anschluss an den Zug ging es im Bürgerpark rund, wo die Vereinsgemeinschaft 29 ein Faschingstreiben samt Freilichtbühne auf die Beine stellte.
Diese Abfolge war genau wie früher. Doch: Der Anschlag vom 13. Februar, bei dem ein Attentäter mit dem Auto in eine Demo gerast war, hatte auch Folgen für das Oberföhringer Faschingstreiben. Die Organisatoren hatten die Sicherheit massiv erhöht. Alle Zufahrtsstraßen waren laut Grauel gesperrt, insgesamt gab es 39 Barrieren, auch auf Gehwegen. Mobile Anti-Terror-Sperren waren im Einsatz. Die Polizei wurde dabei von extra eingewiesenen Vereinsmitgliedern unterstützt, die als Ordner in gelben Westen im Einsatz waren. Außerdem mussten die Oberföhringer Narren den Weg ihres Faschingszugs abkürzen: Ein Wohngebiet wurde ganz ausgespart.
Trotzdem: „Eine Absage war für uns keine Option“, sagt Feringa-Sprecher Markus Schweikl, der mit einem Walkie-Talkie vor dem Faschingszug herläuft. Allein schon wegen der Arbeit, die die Vereine in die Vorbereitungen gesteckt hatten. Aber nicht nur deswegen: „Wir dürfen uns von so einem Vorfall nicht alles diktieren lassen.“ Sonst entstehe Verdruss. „Man muss die Bevölkerung aus dem tristen Tal herausholen.“ Gut 28 Gruppen, davon zwei Drittel Wagen, der Rest Fußgruppen, beteiligten sich laut Schweikl an dem Umzug. Piraten, Bauarbeiter, Sportprolls in Trainingsanzügen und Vokuhila-Perücken zogen im Gaudiwurm mit. Politisch zeigten sich die Mitglieder der örtlichen SPD, die sich mit Zipfelmützen als „Zwerge in der Grokotz“ verkleideten. Die Damischen Ritter, die ihren eigenen Faschingszug in der Innenstadt aus Pietätsgründen abgesagt hatten, waren heuer auch in Oberföhring nicht dabei.
In Allach sieht man‘s ähnlich wie bei der Feringa: Hier findet am morgigen Faschingsdienstag ein Umzug statt. Aufstellung ist um 13 Uhr an der Baumstänglstraße. Gegen 15 Uhr endet der Zug am Vereinsheim an der Eversbuschstraße. Hier geht es mit einer großen Party weiter. Wegen der Faschingsgaudi können drei Busse nicht auf ihrer normalen Route fahren. So lässt der Expressbus X36 die Haltestelle Georg-Reismüller-Straße in beiden Richtungen aus. Die Linien 160 und 164 können den Abschnitt Franz-Nißl-Straße, Georg-Reismüller-Straße und St. Johann-Straße nicht bedienen.
MARLENE KADACH