O‘zapft is – durch Bürgermeister Dominik Krause.
Bereit fürs Oktoberfest: Giesinger-Chef Steffen Marx präsentiert sein 800-Mann-Festzelt, mit dem er auf die Wiesn will. © Götzfried (2), dpa
Es gab wohl kaum eine Bank, auf der zum Auftakt des Giesinger Starkbierfests am Donnerstag nicht gesungen und getanzt wurde. Die Stimmung unter den rund 800 Gästen war ausgelassen. „Ich bin zufrieden!“, sagte auch Giesinger-Chef Steffen Marx über den Abend. Der markierte nicht nur den Beginn des zweiwöchigen Starkbierfestes. Er ist auch Marx‘ Generalprobe für die Wiesn. Denn da will er hin, und zwar bald! Innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre möchte er sein Bier auf der Wiesn ausschenken – im großen Zelt.
„Die Zeit ist reif“, sagt Marx über seinen Wiesn-Einzug. Und ist sich sicher: „Wir können das.“ Das will er jetzt allen Kritikern beweisen – vor allem dem Stadtrat, der am Ende über seinen Einzug entscheidet. Während sich der neue Wirtschaftsreferent Christian Scharpf (SDP) und Münchens Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) bedeckt hielten, was ihre Unterstützung für Giesingers Wiesn-Pläne angeht, fand der Zweite Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) deutlichere Worte: „Am Münchner Bierhimmel taucht ja nicht alle Tage eine neue Brauerei auf.“
Dass die Giesinger nun ihr eigenes Starkbierfest hätten, sei nur folgerichtig – genau wie alle weiteren Pläne. „Ich persönlich wünsche euch alles Gute“, sagte Krause an Marx gerichtet, bevor er zum Schlegel griff. Nach drei präzisen Schlägen hieß es dann: O‘zapft is!
Mit der Gestaltung des Abends haben sich Marx und sein Team sichtlich Mühe gegeben: Alle Tische waren mit blau-weißen-Tischdecken und frischen Narzissen dekoriert, das hölzerne Festzelt mit Girlanden und Kränzen geschmückt. Für Stimmung sorgten zuerst Blasmusiker und dann die Münchner Partyrockband Cagey Strings. Spätestens bei „Hulapalu“ standen die meisten Gäste auf den Bänken und streckten die Krüge in die Höhe.
Ginge es nach Manuel Kropf und Daniel Brandt, sollte Giesinger Bräu auf jeden Fall auf die Wiesn ziehen. Die jungen Münchner waren mit ihrem Stammtisch, den sie jeden Donnerstag im Giesinger Ausschank am Viktualienmarkt halten, beim Auftakt. „Es wäre ein cooles Statement, wenn Giesinger auf die Wiesn kommt“, sagte Brandt. „Warum sollte man nicht einer Münchner Brauerei eine Chance geben?“
Diese Chance will Marx unbedingt. Das Argument mancher Kritiker, seiner Brauerei fehle die Tradition, sei nicht mehr haltbar, so Marx. Schließlich seien sie fast 20 Jahre im Geschäft und brauen ihr Bier nicht mehr in einer Untergiesinger Garage, sondern im großen Stil – 40 000 Hektoliter im Jahr – auf dem Werk2-Gelände.
Doch was braucht es, um sein Bier auf der Wiesn ausschenken zu dürfen? In den Betriebsvorschriften der Wiesn heißt es: Es darf nur Münchner Bier der städtischen Traditionsbrauereien (derzeit sechs) ausgeschenkt werden. Das Bier muss dem Münchner Reinheitsgebot von 1487 und dem Deutschen Reinheitsgebot von 1906 entsprechen. Marx sagt: „Die Rezeptur steht, wir sind vorbereitet!“
LEA SCHÜTZ