Taxi-Stress am Hauptbahnhof

von Redaktion

Baustellen, Kunden-Klau & Co.: Fahrer sind sauer

Taxler-Schlange in der Lämmerstraße. Die muss man als Kunde erst einmal finden im Baustellen-Wahnsinn.

Sind grantig über unkollegiale Fahrer: Wilhelm K., Thomas Kroker und Patrick Nothhaft (v. li.). © Marcus Schlaf (2)

Riesen-Ärger bei den Taxifahrern am Hauptbahnhof: Hier schnappen 20 Taxler denen die Fahrgäste weg, die hier offiziell nicht mehr stehen dürfen! Denn: Am Bahnhofseingang Nord und Süd gibt’s keine Taxistandplätze mehr – die legal parkenden Taxler stehen knapp 500 Meter entfernt. Der Grund sind die Baustellen. Und: Keiner findet die Taxis, weil die Beschilderung in der Bahnhofshalle fehlt. Unsere Zeitung hat sich am Hauptbahnhof umgesehen.

Wir stehen am Bahnhofseingang Nord an der Arnulfstraße: Die Taxi-Chefs Thomas Kroker (55) und Patrick Nothhaft (30) von der Taxi München e. G. halten nach Fahrern Ausschau, die sich hier illegal hinstellen. Die Taxis der München e. G. dürfen nur noch auf der anderen Straßenseite stehen, seitdem am Bahnhof umgebaut wird. Hinter den Tramgleisen in der Pfefferstraße und um die Ecke in der Hirten- und Lämmerstraße. Allerdings muss man diese Orte als Neuankömmling in München erst einmal finden – die Baustellen sind schon verwirrend und strapaziös genug, dazu haben viele etliche Kilos Gepäck zu schleppen.

Taxi-Markierungen im Bahnhof fehlen komplett. Stattdessen gibt’s nur die Taxi-Aufschrift an einer blau verkleideten Metallsäule am Bahnhofseingang. Oder aber die „Rettung“ naht sofort – aber von einem Taxi, das hier gar nicht sein darf. „Um die 20 Taxis drehen hier regelmäßig ihre Runden, stellen sich illegal an den Eingang und schnappen uns die Kunden weg!“, sagt Kroker. Er ist seit sechs Jahren Vorsitzender der Taxi München Genossenschaft und fährt seit 32 Jahren selbst. „Dass die uns hier die Kunden wegnehmen, ist total unkollegial“, findet er.

Wie war die Situation vor der Mega-Baustelle für die weißen Fahrzeuge mit gelbem Dachschild? „Früher hatten wir vier Standplätze: Süd, Nord, Mitte und Holzkirchner Bahnhof, aber jetzt stehen wir nur noch am Bahnhof Nord und Süd, das reicht nicht“, sagt der Vorsitzende der Taxi München e. G., Patrick Nothhaft. Laut Mobilitätsreferat gibt’s seit Januar vergangenen Jahres 18 neue Taxistandplätze in der Lämmerstraße, in der Hirtenstraße sind’s fünf und in der Pfefferstraße zehn.

Auf der Bahnhof-Südseite: nur vier Stellplätze vor dem Hotel Meridien – und in der Mittererstraße ist Platz für knapp 35 Taxis. Die ist allerdings eine Seitenstraße der Bayerstraße. Wenn die Reisenden am Hauptbahnhof Süd rausgehen, ist sie kaum zu sehen. Und wenn es bald grünt und blüht, erst recht nicht.

Weiteres Problem für die wartenden Taxis in der Mittererstraße beim Hotel Fleming’s: Hier ist eine Einbahnstraße, und die soll bald die Richtung wechseln – nicht mehr in die Bayerstraße und somit Richtung Hauptbahnhof, sondern in Richtung Schwanthalerstraße. „Damit der Baustellenlieferverkehr optimal abfließen kann“, sagt eine Sprecherin des Mobilitätsreferats. Hier entsteht das „The Verse“ im ehemaligen Postbank-Gebäude. Die Taxler müssen also einen Umweg über die Schwanthalerstraße fahren. „Das könnte für die Fahrgäste teurer werden“, sagt Kroker. Ab Mitte März soll der Richtungswechsel stattfinden.

Auch unter den legalen Taxifahrern schwelt der Grant: „Es gibt regelmäßig Auseinandersetzungen, manche drohen oder werden sogar handgreiflich“, sagt Wilhelm K. Er fährt für die Taxi München e. G. Laut K. seien nicht die Fahrgäste das Problem, sondern die Anstandslosigkeit der Taxler untereinander. Zusätzlich komme es häufiger vor, dass Taxifahrer vor allem nachts auf dem Gehweg ihre Geschäfte verrichten – kleine und große. Obwohl‘s in der U-Bahn-Unterführung Toiletten gibt oder auch in der Spielothek in der Pfefferstraße. „Das ist eine Sauerei, und das machen die bloß aus Faulheit“, sagt K. Er befürchtet, dass es im Problembereich Bahnhof noch chaotischer wird.
ANTONIA BENZ

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