„Er sagte, er kommt aus Italien.“ Emma Keßler fiel auf den Betrüger rein. Rechts das Haus in der Türkenstraße.
In diesem Haus in Hohenschäftlarn im Süden Münchens ist Fabrizio S. gemeldet.
Markierte den erfolgreichen Geschäftsmann: Fabrizio S. Er kleidete sich extravagant. © Instagram, privat, Thomas Gautier (2)
Er blendete seine Opfer mit teuren Klamotten, schönen Frauen und einem weißen Porsche Cayenne – und gab sich als reicher Münchner Hausbesitzer aus. Sein echtes Leben ist weniger glamourös.
Fabrizio S. (34) soll mindestens 18 Mieter in spe in München um insgesamt 150 000 Euro abgezockt haben (wir berichteten) – seitdem ist er verschwunden. Die Polizei sucht ihn wegen gewerbsmäßigen Betrugsdelikten. Er gilt als einschlägig polizeibekannt. Unsere Zeitung folgte seiner Spur – die bis nach Südosteuropa führt.
Gemeldet ist Fabrizio S. in Hohenschäftlarn im Landkreis München. Die Adresse führt zu einem älteren Mehrfamilienhaus in einem Wohngebiet: Müllsäcke liegen neben dem Eingang, vor den Garagen liegt ein Bündel alter Kleidung. Unter einem Briefkasten steht sein Nachname auf einem karierten Stück Papier. Gleich unter dem Namen einer Frau: Christina M. Die wohnt im Erdgeschoss. Klingeln. Keiner da. „Sie waren vor einer Woche das letzte Mal hier“, sagt ein Nachbar im ersten Stock. „Er kam mit seinem weißen Porsche. Insgesamt war er vielleicht zwei Mal da – aber nur kurz.“
Seit 1. März ist Fabrizio S. verschwunden – er hatte zuvor eine Wohnung in der Türkenstraße angeboten, die ihm laut Hausverwaltung nicht gehört. Mindestens 18 Interessenten überwiesen ihm drei Monatsmieten für die Kaution, dazu die Miete für März – jeweils 8200 Euro. Die Schlüssel zur Wohnung bekamen sie nie. Und S. machte sich aus dem Staub. Bei Anrufen geht die Mailbox dran. Whatsapp-Nachrichten beantwortet er nicht.
Kein neues Verhalten für den Mann. 2024 hatte er für seine Firma Fin Financial Limited ein Büro in Grünwald gemietet. Die Vermieterin sagt, er habe mehrere Monatsmieten nicht gezahlt. Zum 16. Januar 2024 habe sie ihm gekündigt. „Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm, dass ich noch den Schlüssel kriege.“ Fabrizio S. war nur ein paar Monate Kunde, sagt die Frau. „Er hatte eine Vermögensverwaltung und eine Putzfirma. Der kam ständig mit allen möglichen Autos an, weil er auch eine Autovermietung hatte.“ Ihr gegenüber habe er hin und wieder den großen Macker markiert. „Er sagte, er sei ein böser Junge, verkehre in gewissen Kreisen“, sagt sie. „Das sollte mich wohl beeindrucken, hat‘s aber nicht.“
Unbezahlte Mieten, „gewisse Kreise“. Gegenüber den Wohnungsinteressenten gab sich Fabrizio S. ganz anders. Die Betroffene Emma Keßler: „Er wirkte sehr seriös. Mir hat er sogar sein halbes Leben erzählt. Er sagte, er kommt aus Italien.“ Laut Ausweis wurde er in Messina (Sizilien) geboren. Keßler: „Er sagte, er habe mit 19 seinen Bausparvertrag aufgelöst, damit eine Wohnung saniert und wiederverkauft und sich hochgearbeitet. Jetzt habe er mehrere Immobilien in Deutschland und Italien. Er bot an, mir zu helfen, falls ich auch mal eine Immobilie kaufen wolle.“
Hat sich Fabrizio nach Italien abgesetzt? Oder nach Bulgarien? Als Sitz seiner Firma Fin Finance gibt er Sofia an.
THOMAS GAUTIER