Unbezahlt & unbezahlbar

von Redaktion

Freiwilligen-Messe: Fünf Ehrenamtliche erzählen von ihrem Einsatz

Ricky Young kocht über den Tellerrand.

Katja Bode engagiert sich beim ADFC. © Götzfried

Hans-Peter Meier ist Vorstand der Lesefüchse. © Hartmann

Coline Kahr-Aunis moderiert bei Radio Lora.

Felix Wimmer (33) ist seit 2019 mit Leib und Seele Freiwilliger Feuerwehrmann in Forstenried. © Yannick Thedens (3)

Sie opfern ihre Freizeit – ohne Bezahlung. Sie setzen sich mit Leib und Seele für Kinder ein, für Senioren, für den guten Zweck. Ein unbezahlbarer Wert für die Gesellschaft. Am Sonntag stellen auf der Freiwilligen-Messe München 75 Organisationen ihr Ehrenamt vor: zwischen 10 und 17 Uhr im Neuen und Alten Rathaus. Wir haben im Vorfeld fünf engagierte Münchner besucht.

■ Der Feuerwehrmann

Ein Ehrenamt, wie es im Buche steht: Felix Wimmer (33) ist Freiwilliger Feuerwehrmann. Zunächst im Online-Weinhandel tätig, ist Wimmer mittlerweile auch hauptberuflich bei der Freiwilligen Feuerwehr Forstenried und kümmert sich um die Personalverwaltung.

Das Ehrenamt gibt ihm „ein wahnsinnig gutes Gefühl“, sagt Wimmer. „Wir rennen dahin, wo andere weglaufen.“ Die Freiwillige sei eine wichtige Ergänzung zur Berufsfeuerwehr, die die vielen Alarme alleine gar nicht bewältigen könnte.

Einem müsse bewusst sein, was auf einen zukommt. Unwetter, Brände, Unfälle – die Einsätze bringen physische und seelische Belastungen mit sich. 210 Stunden dauert die Ausbildung zur freiwilligen Feuerwehrkraft und dann heißt es: Bereit sein!

■ Die Radio-Sprecherin

Mikrofone, leuchtende Knöpfe und Kopfhörer: Coline Kahr-Aunis (45) ist Ehrenamtliche beim freien Radio LORA an der Schwanthalerstraße und leitet eine der 154 Redaktionen.

LORA versucht, möglichst viele Menschen und Themen zu repräsentieren. Wichtig ist laut Geschäftsführer Fabian Ekstedt Neugierde und Eigeninitiative, „Lust an der eigenen Freiheit“, die einem hier geboten wird.

Entsprechend bunt ist das Programm. Und jeden dritten Dienstag des Monats zwischen 21 und 22 Uhr geht es sehr französisch zu, wenn Schauspielerin Coline auf Sendung geht. „À propos“ wendet sich an Frankophone und -phile. Auf Deutsch, aber hauptsächlich auf Französisch berichten die Moderatoren über alles Mögliche, von Politik bis Literatur.

Um mitzumachen, muss man weder Erfahrung mit Radio und Medien haben, noch viel Zeit aufbringen. Einbringen kann man sich, soviel man will. Ein Beispiel ist das eines hauptberuflichen Kochs. Der lieferte erst neulich zu einem Bericht über schmelzende Gletscher gleich das passende Rezept: die „île flottante“ (frz. schwimmende Insel), ein französisches Dessert.

■ Der Vorleser

Vorlesen: Das ist die Leidenschaft von Hans-Peter Meier. Seit 2012 ist der 69-Jährige bei den Lesefüchsen e.V. tätig. Einmal die Woche sind Kinder von vier bis zehn Jahren in Schulen und Stadtbibliotheken sein Publikum und lassen sich von ihm in die Welt der Literatur entführen. Stichwort ist „Dialogisches Vorlesen“, betont Meier, pensionierter Journalist und PR-Berater. Neben dem Erzählen gilt es, mit den Kindern über das Gelesene zu sprechen. Gerade bei älterer Literatur verstehen Kinder häufig Begriffe nicht. Ihre Aufgabe sei dann, das „Nichtverständnis herauszuhören“ und so den Wortschatz der Kinder zu erweitern. „Man tut etwas für deren ganzes Leben.“ Da die Kinder zu Hause unterschiedlich viel vorgelesen bekommen, schaffen die Lesefüchse mehr Chancengleichheit.

■ Die Radl-Kämpferin

Katja Bode (38) fordert mehr Fahrrad im Alltag. Die Übersetzerin ist ehrenamtlich beim ADFC, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club, und setzt sich für die Priorisierung der Münchner Radler ein. Bessere Infrastruktur, mehr Verkehrssicherheit und ein fahrradfreundliches Klima.

Aktuell geht es bei Bode um eines: die Sternfahrt, die große Radlerdemo. Am 18. Mai starten von mehreren Standorten in München Radler-Gruppen, um dann sternförmig zum Finale am Königsplatz zusammenzukommen. Bis es so weit ist, gibt es für die Sternfahrt-AG noch viel zu tun: Routen planen und diese mit KVR und Polizei abstimmen.

Im ADFC kann man sich vielfältig engagieren, z.B. auch bei Fahrkursen für sozial Benachteiligte. Punktuelles Engagement ist dabei ebenso möglich wie regelmäßiges Dabeisein. Ganz nach dem Motto „Du musst gar nichts, du kannst alles!“

■ Der Koch-Fotograf

Menschen durch gemeinsames Essen und Kochen zusammenbringen: Das ist die Idee des Vereins „Über den Tellerrand kochen“.

Mitmachen geht einfach: vorbeikommen, zuschauen, mitkochen. Ricky Young (34) ist im Vorstand. Er betreibt mit Freunden einen Fotoladen und ist so neben organisatorischen Aufgaben fürs Fotografieren der Aktionen zuständig.

Seine Mutter floh vor 45 Jahren aus Vietnam. In deutschen Flüchtlingsheimen kochte sie und half geflüchteten Menschen, im neuen Umfeld Fuß zu fassen. Young ist mit Flucht-Schicksalen aufgewachsen. „Du kennst die Storys, du kannst nicht einfach zuschauen“, sagt er.

Kochen ist Teil seiner Geschichte, da Young aber nach eigener Angabe ein „lausiger Koch“ ist, fotografiert er. Und trägt dazu bei, dass der Verein die mediale Präsenz bekommt, die er verdient.
CLARA SUTTER

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