Atemberaubend: Martin Lacey jr. in seiner Show mit Tiger und Löwe. Am heutigen Samstag gibt er Einblicke in sein Training. © Oliver Bodmer
Staunen und Herzklopfen: Der Auftritt von Circus-Chef Martin Lacey jr. und seinen Raubkatzen ist bei jeder Krone-Show (ab 10. April auf der Theresienwiese) der Höhepunkt. Wie ist es möglich, dass wilde, mehr als mannsgroße Löwen und Tiger freiwillig auf Podeste springen, auf ihren Hinterpfoten stehen und geherzt und gekrault werden wollen? Am heutigen Samstag werden in einer „Kommentierten Tierprobe“ Einblicke ins Training mit den „Big Cats“ gewährt (siehe Kasten). Unserer Zeitung verriet Lacey: Das sind Krones Katzen-Geheimnisse!
„Zeit, Geduld, Belohnung“: Das sind die wichtigsten Pfeiler im Training mit seinen Tieren, erklärt Lacey. Wer einem Hund etwas beibringen will, weiß: Nichts geht ohne Leckerli. Das sei beim Löwen eben der Happen Fleisch. „Aber der Punkt ist: Ein Löwe würde nicht immer etwas tun, nur um etwas zu fressen zu kriegen.“
Deshalb müsse ein guter „Tierlehrer“ die Sprache der Tiere sprechen und verstehen. Wie das in Münchens Parade-Zirkus funktioniert: Tiere und Menschen sind eine Familie. Deshalb weiß der 47-Jährige bei jedem Tier, was es mag, was es nicht mag, was es kann oder nicht lernen will. Für die meisten Löwen sei Lacey so etwas wie „der komische Löwe“, erklärt er. Ein Freund, ein Rudelmitglied. Für Löwen, die als Kind mit der Flasche großgezogen werden mussten, sei er so etwas wie der Papa.
Es brauche eben keinen Dompteur, der der Chef ist, sagt Lacey. In einem Löwen-Rudel gebe es den ersten, zweiten oder dritten Chef, jedes Tier kämpfe jeden Tag um seinen Rang – wie in der freien Natur. „Ich bin nicht Chef, dazu bin ich nicht stark genug. Ich bin als Freund akzeptiert in der Gruppe.“
Über „Intelligenz“ funktioniere das Krone-Tiertraining. Lacey: „Jedes Tier ist anders.“ Nicht nur ein Löwe sei anders als ein Tiger, auch jedes individuelle Tier. Auch seien männliche Katzen anders als weibliche: fauler! „Ein bisschen wie bei den Menschen“, scherzt Lacey. Tiere werden bei Krone nie zu unnatürlichen Bewegungen gezwungen. Und niemals müssten sie hungern, damit sie bei der Vorstellung für ein Stück Fleisch alles tun.
Abgesehen von all dem: Letztlich bleiben alle Circus-Katzen Raubtiere. Auch wenn sie seit Generationen im Circus leben: „Sie handeln nach ihren Instinkten. Das darf man nie vergessen und unterschätzen.“
Martin Lacey betont, wie wichtig es seinem Circus ist, offen und transparent zu sein. „Deutschland ist ein Land der Tierliebe. Unser Publikum soll direkt sehen, wie gut es unseren Tieren geht.“ Hier werde Vertrauen aufgebaut – kein Charakter gebrochen. Und das sei sein (Katzen-)Geheimnis.
ANDREA STINGLWAGNER